Anshu Jain und Jürgen Fitschen lösen Josef Ackermann ab, der Aufsichtsratschef werden soll

Frankfurt. Nach wochenlangem Gezerre ist der Machtkampf bei der Deutschen Bank entschieden: Der Investmentbanker Anshu Jain, 48, aus Indien und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen, 62, lösen im Mai 2012 als Doppelspitze Konzernchef Josef Ackermann, 63, ab. Der Schweizer bleibt dem DAX-Konzern aber erhalten: Er soll den Aufsichtsrat der größten deutschen Bank führen - als Nachfolger des eher unpopulären Ex-Finanzchefs Clemens Börsig. Das teilte der Konzern gestern Abend in Frankfurt mit.

Ackermann räumt nach zehn Jahren an der Spitze der Deutschen Bank seinen Posten ein Jahr früher als geplant. Seinem direkten Wechsel in den Aufsichtsrat muss die Hauptversammlung noch zustimmen. Ackermann erklärte, er freue sich "über die vom Aufsichtsrat beschlossene Neuordnung an der Spitze der Bank". Anshu Jain, seit 1995 bei der Deutschen Bank, wurde seit Jahren als Kronprinz gehandelt. Vor allem in seinem Geschäftsfeld wurden die Milliarden verdient: unter anderem im Handel mit Devisen, Rohstoffen, Aktien. Seit gut einem Jahr führt Jain das Investmentbanking alleine.

In der Finanzwelt ist der Inder hoch angesehen. Kritiker werfen ihm allerdings mangelnde politische Kontakte vor. Bis Ende Mai 2017 ist er nun als Vorstandsmitglied bestellt. Dagegen ist Jürgen Fitschen (62) in Wirtschaft und Politik bestens vernetzt und genießt als langjähriger Firmenkundenchef das Vertrauen der Unternehmen im In- und Ausland. Ihm dürfte die Rolle des "Politikers" im Führungsduo zufallen. Der Niedersachse aus Harsefeld stieß 1987 zur Deutschen Bank. Wegen seines Alters halten viele Fitschen für eine Übergangslösung. Sein Vorstandsmandat wurde bis Ende Mai 2015 verlängert. Bis Ende Mai 2017 wurde auch das Mandat von Vorstandsmitglied Rainer Neske verlängert.

Ackermann hatte einen Wechsel in den Aufsichtsrat bislang ausgeschlossen. Schließlich widerspricht es auch den Richtlinien für gute Unternehmensführung ("Corporate Governance Kodex"), dass ein Konzernlenker direkt auf den Sessel des Chefkontrolleurs wechselt. Demnach dürfen Vorstandsmitglieder erst nach zweijähriger Karenzzeit in das Kontrollgremium einziehen. Die Mehrheit der zehn Arbeitnehmervertreter im 20-köpfigen Aufsichtsrat machte sich aber dafür stark, dass Ackermann Börsig ablöst. (dapd)