Das Familienunternehmen Jaich aus Arnis betreibt Bootsstege und Ferienanlagen in Norddeutschland – vor allem an der Ostseeküste.

Arnis. Während seines Wirtschaftsstudiums in Hamburg hatte Hans Jaich, 34, eine klare Vorstellung davon, wohin ihn sein Berufsweg führen sollte: "Zur Uno", sagt er, "ich wollte zu den Guten gehören." Unter anderem bei einem Praktikum am Uno-Standort in Wien stellte er aber fest, dass "die Guten" eher langsam und bürokratisch arbeiten, dass der Spielraum, selbst etwas zu bewegen, dort eng begrenzt ist.

Den Anspruch, zu den Guten zu gehören, hat er nicht aufgegeben - heutzutage allerdings geht es Jaich um die Wertschätzung seiner Kunden. Nach dem Studium stieg er in das Unternehmen seiner Familie ein. Der Norden Deutschlands - speziell an der Ostseeküste, an Kieler Bucht, Schlei und Flensburger Förde - zieht jährlich Zehntausende Segler und Motorbootfahrer an, Touristen zu Wasser wie auch Bootseigner mit festen Liegeplätzen in der Küstenregion. Das ist die Zielgruppe von Jaich Yachthäfen.

Das Familienunternehmen der Jaichs hat seine Wurzeln in Arnis an der Schlei, der kleinsten Stadt Deutschlands, nicht weit entfernt von Kappeln und Eckernförde. Dort gründete Jaichs Vater Ingo, 70, die Firma vor 35 Jahren. Nach seiner Berufslaufbahn als Seemann hatte er zunächst eine Zeit lang Schiffe gemakelt - und dann ein Wasserbauunternehmen aufgebaut. Später kam das Geschäft mit Yachthäfen hinzu, außerdem Hotels, Gästezimmer und Gastronomie. An der Ostsee ist das Unternehmen der größte privatwirtschaftliche Betreiber von Yachthäfen. Auch an die Nordsee hat die Familie mittlerweile expandiert. "Wir verknüpfen mit unseren Angeboten die Land- und die Wasserseite", sagt Jaich. Rund neun Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete die Firmengruppe 2010 mit insgesamt rund 120 Voll- und Teilzeitkräften.

In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen stark gewachsen. Acht Standorte an der Ostsee und in Mecklenburg-Vorpommern zählen mittlerweile dazu, außerdem die Marina an den Havenwelten in Bremerhaven. Hans Jaich leitet die Unternehmensteile in Westdeutschland, sein Bruder Till, 37, ist für Ostdeutschland verantwortlich, ein Cousin der beiden für das Wasserbaugeschäft. Über allem steht noch immer der Vater. "Er geht jeden Tag ins Büro und trifft nach wie vor die großen Entscheidungen", sagt Hans Jaich an Deck eines Firmenbootes. Es liegt am ersten Steg des Unternehmens, den die Familie einst in Arnis gebaut hat. Nebenan pendelt eine Seilfähre über die Schlei. Auch sie gehört zur Familiengeschichte - Jaich senior hatte sie vor vielen Jahren für einige Zeit gepachtet.

Gute Standorte für Yachthäfen sind rar. In den kommenden Jahren, schätzt Jaich, werden nicht mehr allzu viele hinzukommen. Der große Yachthafen in Olpenitz an der Schleimündung wird nach langer Verzögerung mittlerweile gebaut, unter anderem auch von Jaich. Seine Errichtung war möglich geworden, weil sich die Bundesmarine aus dem Areal zurückgezogen hat.

Schleswig-Holstein baute seine Infrastruktur für Wassersportler schon seit Ende der 50er-Jahre wieder auf und aus. Mecklenburg-Vorpommern zog nach der deutschen Einheit nach. Auf Rügen sicherte sich die Familie Jaich zwei Standorte: den Naturhafen in Gustow und den Hafen von Lauterbach. In Lauterbach baute Till Jaich eine touristisch viel beachtete "Wasserferienwelt" auf, zu der unter anderem schwimmende Häuser und Pfahlbauten gehören, aber auch Appartements an Land, eine Segelschule, eine Bootsvermietung und ein Restaurant. "Die Pfahlbauten hat unser Bauunternehmen selbst errichtet. Auf diese Weise können wir in den Häfen immer wieder Synergien zwischen den einzelnen Sparten nutzen, auch beim Stegbau", sagt Hans Jaich.

Auf Rügen habe das Unternehmen vor Jahren den einzigen funktionierenden Yachthafen betrieben. "Viele Segler aus dem Westen stellten fest, dass es dort noch kein Netzwerk von Häfen gab, wie man es beim Fahrtensegeln gern hat", sagt Jaich. "Die verabschiedeten sich mit dem Hinweis, dass sie in zehn Jahren wiederkämen. So war es dann auch in vielen Fällen - die Aufbaujahre waren nicht ganz einfach."

Pionierarbeit, die sich vermutlich auszahlt, leistete die Familie Jaich auch in Bremerhaven. Nach der weitgehenden Verdrängung von Fischereiwirtschaft und Werften setzte die Stadt in den vergangenen Jahren an der Hafenkante stark auf den Aufbau einer touristischen Infrastruktur, unter anderem mit dem Zoo am Meer und der Erlebniswelt des Klimahauses. "Als wir dort 2004 hingingen, sahen wir nur eine Schlammwüste. Ich war sehr skeptisch, aber mein Vater sagte, man muss auch etwas riskieren", erzählt Jaich. Heute fügen sich der Yachthafen des Unternehmens und die Mietwohnanlage in ein lebendiges Ensemble. Ein neues Hotel wird am Standort derzeit gebaut.

Neben dem Wachstum bei Betten und Bootsliegeplätzen werde es künftig vor allem um die Qualität der Angebote, um Modernisierung und Ideenvielfalt gehen: "Deutschland liegt voll im Trend, eine wachsende Zahl von Deutschen macht in der Heimat Urlaub, das ist ein anspruchsvolles Publikum. Auch die Segler, die sich vom Mittelmeer weg wieder zur Ostsee hin orientieren, weil viele hier die Infrastruktur und das Preisniveau besser finden."

Internetempfang, teils gratis, gehört in modernen Sportboothäfen längst zum Standard. Familienbäder anstelle von Gemeinschaftsduschen könnten es bald werden, wie in Dänemark vielerorts bereits üblich. Auch Automaten für die Bezahlung des Hafengeldes setzen sich durch. "Die Hafenmeister", sagt Jaich, "haben in der Saison allerdings trotzdem alle Hände voll zu tun. Über mangelnden Andrang können wir jedenfalls nicht klagen."