Aschaffenburger Harald Kiener muss für zehn Jahre und acht Monate hinter Gittern

Würzburg. Im wohl größten Fall von Anlagebetrug in Deutschland muss der Hauptangeklagte Helmut Kiener für zehn Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Der 52 Jahre alte Aschaffenburger habe mit seinen K1-Hedgefonds über Jahre hinweg mehr als 5000 Kleinanleger und zwei Banken um mehr als 300 Millionen Euro geprellt, sagte der Vorsitzende Richter Volker Zimmermann am Freitag in Würzburg. Kiener, der in der internationalen Presse als "Mini-Madoff" tituliert worden war, hatte das Schneeballsystem im Prozess gestanden. "Ich muss büßen, damit ich wieder von der Hölle ins Fegefeuer komme", sagte er im Gerichtssaal.

Das Landgericht verurteilte Kiener wegen zehnfachen Betrugs, 86-facher Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung. Oberstaatsanwalt Burkhard Pöpperl sprach von einer der höchsten Haftstrafen für Anlagebetrug in Deutschland. Der mitangeklagte Buchhalter Claus Z., der sich zunächst als Opfer Kieners gesehen hatte, muss für 45 Monate hinter Gitter. Allein die Kleinanleger, die Kiener mit Renditen von mehr als zehn Prozent gelockt hatte, verloren nach Angaben des Gerichts mehr als 120 Millionen Euro. "Die Gewinnchance für die Anleger war gleich null", sagte Zimmermann.

Die Großbanken Barclays und BNP Paribas, die dem gelernten Psychologen Millionen zur Anlage überlassen hatten und seine Fonds sogar in Zertifikate verpackt hatten, büßten rund 147 Millionen ein. Sie hätten es Kiener sehr leicht gemacht, sagte der Richter. Das sei strafmildernd zu werten. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre und neun Monate Haft gefordert. Kieners Verteidiger Achim Groepper sagte, zu Beginn der Verhandlung habe sogar die Höchststrafe von 15 Jahren im Raum gestanden. Kiener und Z. nahmen das Urteil an, das damit binnen einer Woche rechtskräftig werden dürfte.

Kiener hatte sich mit dem eingesammelten Geld verspekuliert. Um den Anlegern die versprochenen Renditen vorzuspiegeln, hatte er Kontoauszüge und andere Belege gefälscht. Am Ende standen in einem Fonds drei Viertel, im anderen ein Viertel der Werte nur auf dem Papier. Für die Ausschüttungen verwendete er das Geld neuer Anleger - ein Schneeballsystem, das erst im Oktober 2009 nach sechs Jahren aufflog. "Hinterher ist man immer schlauer. Ich weiß nicht, was mich da geritten hat", sagte Kiener. Er habe nicht den Mut gehabt auszusteigen. In den USA hatte der Anlagebetrüger Bernard Madoff per Schneeballsystem sogar 65 Milliarden Dollar ergaunert. Er verbüßt jetzt eine 150-jährige Haftstrafe.

Kiener hielt vor Verhandlungsbeginn den Kameras im Gerichtssaal das Peace-Zeichen entgegen. "Ich möchte Frieden haben mit der Welt und mit mir selbst", sagte er, nervös von einem Fuß auf den anderen tretend.