Caracas. Über Jahre galten die saudischen Scheichs als Herrscher über die größten Ölvorräte der Welt. Doch jetzt hat die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) in ihrem neuen Bericht nachgerechnet und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Venezuela hat Saudi-Arabien an der Spitze der Ölländer abgelöst und ist nun der Staat mit den größten nachgewiesenen Erdölreserven der Welt.

Nach Berechnungen der Opec verfügt das südamerikanische Land über Vorkommen von 296,5 Milliarden Barrel (je 159 Liter), während diese im Jahr 2009 noch lediglich auf 211,17 Milliarden Barrel beziffert wurden. Der bisherige Spitzenreiter Saudi-Arabien kann aktuell unterdessen auf 264,5 Milliarden Barrel zurückgreifen.

Venezuelas Reserven hätten sich erhöht, da nun ein größerer Anteil der Schwerölvorkommen des Landes in die Berechnung einbezogen worden sei, erläutern Analysten. Sie gaben jedoch zu bedenken, dass die Förderung und Verarbeitung von Schweröl aufwendiger und kostspieliger als bei herkömmlichem Rohöl sei. So sei es unwahrscheinlich, dass der Wechsel an der Spitze der Ölstaaten einen Einfluss auf die Märkte oder die Machtstrukturen in der Opec haben wird. "Ich glaube nicht, dass sich die grundsätzlichen Kräfteverhältnisse in der Opec verändern", sagte Energieanalyst Jason Schenker. In Zukunft würden Venezuelas Reserven zwar eine wichtige Rolle für die Erdölversorgung spielen, derzeit seien die Kosten für Förderung und Verarbeitung des Schweröls aber noch zu hoch. "Die Saudi-Araber haben die Macht, weil sie in der Lage sind, ihre Förderkapazitäten sofort zu erhöhen", sagte Schenker. Pro Tag werden weltweit 91 Millionen Barrel Rohöl verbraucht.