Gewerkschaft ruft ab Sonnabend zum Streik beim Metronom auf

Hamburg. Der Streik der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) im Norden kann noch monatelang anhalten. Davor hat der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky gewarnt. "Die Streikbereitschaft ist hoch. Bei den vier im Norden betroffenen Unternehmen sind 180 von gut 300 Lokführern immer wieder im Ausstand. Sie machen mit, obwohl auch das von uns von 45 auf 75 Euro pro Tag erhöhte Streikgeld ihre Einkommensverluste nicht ausgleichen kann", sagte der GDL-Bezirksvorsitzende für den Norden, Lutz Schreiber, am Freitag in Hamburg. Für den heutigen Sonnabend hat die GDL erneut zu einem Streik beim Metronom aufgerufen. Er beginnt um 2.30 Uhr. Am Sonntag endet eine für die AKN in Kaltenkirchen vereinbarte Streikpause. "Wenn bis dahin keine Einigung in Sicht ist, ist in der kommenden Woche mit Arbeitsniederlegungen zu rechnen", so Schreiber.

Zwei Forderungen will die Gewerkschaft auch im Norden durchsetzen. Dabei geht es um Rahmenregelungen für alle Lokführer, die künftig bundesweit einheitliche Löhne erhalten sollen. Zudem will die GDL einen Tarifvertrag abschließen, der bei einem Wechsel des Streckenbetreibers eine Übernahme der eingesetzten Lokführer vorsieht. "So nehmen wir den Beschäftigten die Angst, etwa alle zehn Jahre den Job zu verlieren oder bei einer neuen Firma zu niedrigeren Löhnen arbeiten zu müssen", sagte Weselsky.

Die Übernahme solle sich dabei aber nur auf die Mitarbeiter beziehen, die der neue Streckenbetreiber für sein Konzept brauche. Zudem sei die GDL bereit, beim Lohn über eine sukzessive Annäherung an das vereinbarte Niveau zu verhandeln. Eine Einigung mit den drei Gesellschaftern der Verkehrsunternehmen Netinera, Veolia, zu der die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) gehört, sowie mit der Hamburger Hochbahntochter Benex mit dem Metronom steht aus.

Für einen Kompromiss setzt Weselsky jetzt auf eine Moderation, bei der er Vertreter aller drei Gesellschafter an einen Tisch holen will. "Schließlich geht es um eine übergreifende Entscheidung, und die Geschäftsführer der einzelnen Firmen waren bisher wenig handlungsfähig", so der GDL-Chef. Diesen Vorwurf wies Ulrike Riedel, die Arbeitsdirektorin der Benex, jedoch zurück: "Unsere Geschäftsführer können entscheiden. Daher sind wir weiter für eine Schlichtung für die jeweiligen Unternehmen." Gemeinsame Verhandlungen für alle zwölf betroffenen Firmen seien wegen der unterschiedlichen Bedingungen vor Ort nicht möglich.

Bei der seit Donnerstagfrüh bestreikten NOB fuhren am Freitag gut 100 der 145 Züge auf allen vier Strecken. Die Strecken zwischen Hamburg und Sylt bedient die NOB weiter im Zwei-Stunden-Rhythmus. Morgens und vom frühen Nachmittag an fahren jedoch stündlich Züge auf die und von der Insel, sagte eine NOB-Sprecherin dem Abendblatt. Beim Metronom fielen am Freitag, noch vor dem Streik, aufgrund fehlender Lokführer acht Verbindungen von und nach Hamburg aus, sagte Metronom-Sprecherin Hannah Kohn.

Tostedts Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann hofft derweil auf ein rasches Ende der Streiks. Von den Zugausfällen seien täglich bis zu 3000 Menschen betroffen, die von Tostedt aus nach Hamburg pendelten. "Die Menschen verpassen Vorlesungen oder Unterricht, kommen zu spät zur Arbeit oder werden nicht eingestellt, weil sie unpünktlich sind", so der Bürgermeister. Er spüre aber "die Bereitschaft zu Verhandlungen", sagte er nach einem Gespräch mit Weselsky.