Ackermann-Nachfolge: Die Deutsche Bank könnte zukünftig von einer Doppelspitze aus Anshu Jain und Jürgen Fitschen geführt werden.

Frankfurt. Die jahrelange Suche nach einem Nachfolger für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nähert sich womöglich schon kurzfristig dem Ende. Der Aufsichtsrat wolle noch in diesem Monat eine Entscheidung treffen, verlautete am Wochenende aus dem Umfeld des Gremiums. Gestern traf Aufsichtsratschef Clemens Börsig weitere wichtige Mitglieder des Gremiums, um die Kandidatenfrage zu beraten. Das letzte Wort hat dann das gesamte Kontrollgremium, das Ende des Monats regulär zusammenkommt.

Als gesetzt gilt mittlerweile Investmentbankchef Anshu Jain, aber nur in einer Doppelspitze. Denn der gebürtige Inder ist im politischen Berlin wenig verdrahtet, und ihm ist die deutsche Kultur eher fremd. Zudem spricht er kaum Deutsch. Als Partner für den 48-Jährigen favorisiert Börsig nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" Deutschland-Chef Jürgen Fitschen. Der Vorstand stehe fast geschlossen hinter dem Vorschlag, berichtete das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Ein Insider betonte hingegen, noch gebe es keine Einigung. Die Deutsche Bank wollte sich nicht zu dem Thema äußern.

Hinter den Kulissen ringen einflussreiche Aufsichtsräte seit Tagen um eine Lösung. Auch Jain befürworte die Lösung mit Fitschen. Ackermanns bevorzugter Kandidat ist dagegen Bankkreisen zufolge Risikovorstand Hugo Bänziger. Fitschen sei mit bald 63 Jahren relativ alt und wäre allenfalls eine Übergangslösung, betonte ein Insider.

Im Aufsichtsrat gibt es daher auch Stimmen, die ein anderes Tandem präferieren. Demnach könnte Ackermann neuer Chef des Kontrollgremiums werden und so das Gesicht der Bank im politischen Berlin sein, während Jain als Vorstandschef das operative Geschäft verantwortet. Bislang gibt es indes keine Anzeichen dafür, dass Börsig von seinem Posten weichen will. Zudem heißt es aus Ackermanns Umfeld, dass sich an seiner Meinung nichts geändert habe, wonach für ihn ein Wechsel in den Aufsichtsrat nicht infrage kommt.

Sollte der Konzernchef nicht in den Aufsichtsrat wechseln, wird ein vorzeitiger Abgang Ackermanns immer wahrscheinlicher. Denn sollte schon in den nächsten Wochen eine Lösung für seine Nachfolge präsentiert werden, würde er bis zum Ende seiner Vertragszeit 2013 nur noch im Schatten der neuen Führung stehen. Insider können sich das nur schwer vorstellen - zumal das Verhältnis Ackermanns zum Chefkontrolleur Börsig wegen der zähen Nachfolgesuche ohnehin kräftig zerrüttet ist.

Eine mögliche Doppelspitze für die Deutsche Bank findet unterdessen bereits Zustimmung im Mittelstand. Die Stiftung Familienunternehmen begrüßt der "Welt" zufolge die Idee, Jain und Fitschen zu Co-Chefs zu machen. Diese Lösung "repräsentiert einmal die Bedeutung des Investmentbankings für die Deutsche Bank und zum anderen betont sie die Wurzeln der Bank", sagte der Vorsitzende der Stiftung, Brun-Hagen Hennerkes.

In den vergangenen Jahren war die Deutsche Bank aus der heimischen Wirtschaft und von Anlegervertretern immer wieder dafür kritisiert worden, dass sie für ihre internationale Expansion das angestammte Geschäft am Heimatmarkt vernachlässige und ihrer Leitfunktion nicht gerecht werde. So war das Geschäft mit privaten Kleinanlegern zeitweise zurückgefahren, mit der Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank aber wieder aufgewertet worden.