Die Vorstände von DAX-Unternehmen bekommen im Schnitt 2,9 Millionen Euro. VW-Chef Winterkorn Spitzenreiter. Kein Vergleich zu den USA.

Frankfurt. Der Wirtschaftsaufschwung hat den deutschen Topmanagern 2010 üppige Gehaltszuwächse beschert. Während die Arbeitnehmerlöhne nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 2,7 Prozent zulegten, stiegen die Vergütungen der Vorstandsmitglieder von DAX-Konzernen um fast 22 Prozent. Das geht aus einer gestern vorgestellten Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hervor.

Durchschnittlich verdienten die Vorstandsmitglieder der DAX-Konzerne 2010 demnach rund 2,9 Millionen Euro. Das Gehalt der Konzernchefs belief sich im Mittel auf 4,5 Millionen Euro. Spitzenreiter war der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn mit 9,3 Millionen Euro. Doch auch die Vorstände kleinerer Unternehmen profitierten von der Konjunkturerholung. Die Vergütung der MDAX-Vorstände stieg der Studie zufolge um 18 Prozent auf im Schnitt 1,55 Millionen Euro. "Die Vorstandsvergütung in den DAX-Unternehmen liegt insgesamt auf einem sehr hohen Niveau", sagte der DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker und warnte vor Gehaltsrekorden. "Wir sind der Überzeugung, dass Managergehälter über zehn Millionen Euro per anno nicht angemessen sind. Sie können den sozialen Frieden gefährden."

Gleich vier deutsche Topmanager liegen nach Angaben des DSW mit ihren Vergütungen nur noch knapp unter dieser Marke: Neben VW-Chef Winterkorn sind dies Josef Ackermann von der Deutschen Bank, Peter Löscher von Siemens und Dieter Zetsche von Daimler. Alle drei Konzernchefs verdienten laut DSW im vergangenen Jahr knapp neun Millionen Euro.

Im internationalen Vergleich belegen die deutschen Manager mit ihren Einkünften trotz der Zuwächse aber keine Spitzenpositionen. Die Vergütung liege auf einem mittleren Niveau zwischen Frankreich, wo Vorstände großer Konzerne im Schnitt drei Millionen Euro verdienten, und der Schweiz mit Bezügen von 5,3 Millionen Euro, sagte Hocker. Nach wie vor würden Vorstände in den USA mit durchschnittlich zwölf Millionen Euro am höchsten bezahlt. Disney-Chef Robert Iger verdiente laut DSW 2010 sogar 21 Millionen Euro.

Kritik übten die Aktionärsschützer an der mangelnden Transparenz einiger Vergütungssysteme. Außerdem seien die Vorgaben des Deutschen Corporate Governance Kodex, die Vergütung stärker an der langfristigen Unternehmensentwicklung auszurichten, bislang weniger stark umgesetzt worden als erhofft. Nach wie vor dominierten die kurzfristigen Boni.

Zwischen den DAX-Konzernen gab es allerdings große Unterschiede in der Bezahlung. Am besten verdienten mit durchschnittlich 6,5 Millionen Euro die Vorstände der Deutschen Bank. Dagegen kassierten ihre Kollegen bei Beiersdorf und der Commerzbank im Durchschnitt weniger als eine Million Euro.