Clemens Tönnies will mit seinem Fleischwerk in den nächsten drei Jahren Böklunder Würstchen aus Schleswig-Holstein komplett übernehmen.

Hamburg. Schlagzeilen macht er sonst vor allem auf den Sportseiten der Tageszeitungen. Clemens Tönnies, seit 2001 Aufsichtsratschef beim Fußballbundesligisten Schalke 04, schreckt dabei auch vor großen Namen nicht zurück. Zuletzt kritisierte er während der Hauptversammlung des Vereins Ende Juni den gerade entlassenen Trainer Felix Magath. Der habe das Schalker Volk in zwei Lager gespalten. "Das war lebensbedrohlich für Schalke. Das darf nicht wieder passieren", sagte Tönnies unter dem Beifall der Mitglieder des Fußballklubs.

Gestern jedoch machte der Unternehmer, der eine der größten europäischen Schlachtbetriebe führt, durch einen anderen Coup auf sich aufmerksam. Bis 2014 wird Tönnies die auf Würstchen und Wurstwaren spezialisierte Zur Mühlen Gruppe aus Böklund komplett übernehmen. Das kündigten die Gruppe aus dem Kreis Schleswig-Flensburg nahe der dänischen Grenze und das Tönnies Fleischwerk an.

Schon in den vergangenen Jahren hatte der Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück bei Bielefeld seine Beteiligung an dem Wursthersteller immer mehr ausgeweitet und war nach und nach zum größten Teilhaber aufgestiegen. Die Zur Mühlen Gruppe verkauft bekannte Wurstmarken wie Böklunder, für die der FC St. Pauli in den 1990er Jahren Trikotwerbung machte. Zudem gehören zu dem Unternehmen Redlefsen, Könecke, Plumrose und Schulte. Mühlen beschäftigt mehr als 3000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Umsatz von mehr als 800 Millionen Euro. Dafür wurden jährlich rund 300 000 Tonnen Wurstwaren verkauft.

"An der operativen Führung des Unternehmens wird sich nichts verändern. Die Zur Mühlen Gruppe bleibt unabhängig", sagte Tönnies-Sprecher Markus Eicher dem Abendblatt. Tönnies kaufe das Unternehmen als Privatmann auf eigene Rechnung und nicht über sein Unternehmen. Das Tönnies Fleischwerk gehört jedoch zu den Lieferanten des Unternehmens in Böklund.

Mit dem Verkauf an Tönnies will Peter zur Mühlen die Existenz des von ihm aufgebauten Unternehmens für die Zukunft sichern. "Mit Vollendung meines 68. Lebensjahres in drei Jahren will ich die Weichen endgültig für ein erfolgreiches und im Sinne der Kunden starkes Unternehmen gestellt haben. Mit dem weiteren Engagement von Clemens Tönnies sehe ich die Unabhängigkeit meines Unternehmens wie auch die weiterhin kundenorientierte Ausrichtung gesichert", sagte zur Mühlen.

Die Unternehmensgruppe Tönnies erzielte 2010 einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro, nachdem der Erlös 2009 noch bei vier Milliarden Euro gelegen hatte. Ein Fünftel des Umsatzes wurde dabei mit Fleisch für Selbstbedienungstheken und vorgefertigten Speisen (Convience) erwirtschaftet. Dafür wurden an verschiedenen Standorten zuletzt jährlich 15 Millionen Schweine geschlachtet und zerlegt. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich im Vergleich zu 2009 um knapp 200 auf 7600. Tönnies rechnet mit weiterem Zuwachs für seine Gruppe. Daher will er in diesem Jahr weitere 150 Stellen schaffen. "Bei gleichbleibend hoher Qualität deutschen Fleisches ist die Wachstumsgrenze nicht erreicht", so der Unternehmer zur "Lebensmittelzeitung".

Die größten Wachstumsmöglichkeiten gibt es aber wohl im Export. Denn in Deutschland ist der Konsum von Schweinefleisch im vergangenen Jahr nur marginal um 200 Gramm auf 39,2 Kilogramm pro Kopf gestiegen.