Bis zu 50.000 Mitglieder der City BKK sind ab morgen ohne Krankenkasse. Brückenlösung soll medizinische Versorgung zunächst sichern.

Hamburg/Berlin. Unmittelbar vor der Schließung der ersten Krankenkasse in Deutschland haben noch Tausende Kunden der City BKK keine neue Krankenversicherung. "Für 35 000 Mitglieder gibt es bei uns noch keine Rückmeldung, ob sie eine neue Kasse gefunden haben", sagte der Sprecher der City BKK, Torsten Nowak, dem Abendblatt. Das ist rund jeder fünfte Versicherte der Kasse, die vom Bundesversicherungsamt wegen unlösbarer finanzieller Probleme heute offiziell geschlossen wird.

Ein Teil davon habe sicherlich eine neue Versicherung gefunden, "nur nicht jede Kasse informiert uns darüber", sagte Nowak. Da ein Mitglied über die Familienversicherung mehrere Personen versichern kann, rechnet der Spitzenverband der Krankenkassen mit bis zu 49 000 Personen, die noch keinen neuen Versicherungsschutz haben.

"Keiner muss dank einer Brückenlösung fürchten, ab dem 1. Juli nicht mehr behandelt zu werden oder die Arztrechnung und Medikamente selbst bezahlen zu müssen", sagte Oliver Reken, Vorstand der City BKK. Die Versichertenkarte könne zunächst weiter verwendet werden. Da aber die Brückenlösung von der City BKK nur für drei Monate aufrechterhalten wird, "muss sich jedes Mitglied jetzt rasch eine neue Versicherung suchen", sagte die Chefin des Kassen-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer.

Die letzte Frist dafür laufe für Pflichtversicherte am 14. Juli ab. Freiwillig Versicherte haben dafür bis Ende September Zeit. Das sind zum Beispiel Arbeitnehmer, deren monatliches Bruttoeinkommen über der Beitragsbemessungsgrenze von 3712,50 Euro liegt. Gesetzliche Krankenkassen sind verpflichtet, jeden als Mitglied - unabhängig von Einkommen und Gesundheitszustand - aufzunehmen. Die Kassen waren in die Kritik geraten, weil sie vor allem älteren und kranken City-BKK-Mitgliedern mit fadenscheinigen Ausreden die Aufnahme verweigerten.

Pflichtversicherte, die bis zum 14. Juli keine neue Krankenkasse vorweisen können, werden von ihrem Arbeitgeber, der Rentenversicherung oder der Bundesagentur für Arbeit bei einer neuen Krankenkasse angemeldet. In der Regel wird das jene Krankenkasse sein, bei der sie vor der City BKK versichert waren. In jedem Fall beginnt die Mitgliedschaft bei der neuen Krankenkasse rückwirkend zum 1. Juli 2011. Bis Ende September sorgt die City BKK in Abwicklung für die Erbringung der Leistungen, die später mit der neuen Krankenkasse verrechnet werden.

Nach einer Umfrage des Abendblatts bei großen Krankenversicherungen hat die Techniker Krankenkasse (TK) die meisten Mitglieder der City BKK aufgenommen. "Bisher sind es 51 000", sagte TK-Sprecher Hermann Bärenfänger. "Wir haben sogar zwölf Mitarbeiter zur City BKK geschickt, um den Wechsel zu beschleunigen." Die Barmer meldet 11 000 Neuaufnahmen von der City BKK und die AOK Rheinland/Hamburg 5700 Aufnahmen von der bankrotten Betriebskrankenkasse. Alle drei Kassen versprechen, City-BKK-Mitglieder unbürokratisch aufzunehmen und binnen Tagen mit einer neuen Versichertenkarte zu versorgen.