Die Rendite für die Geldanlage steigt. Ohne besondere Bedingungen sind Zinsen von bis zu 2,45 Prozent für täglich fälliges Geld möglich.

Hamburg. Nach der ersten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) seit knapp zwei Jahren ist der Markt für Tagesgeld nun kräftig in Schwung gekommen. "Damit endet eine lange Phase, in der sich die Zinsen beim Tagesgeld kaum bewegten", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung, die Bankkonditionen vergleicht. Ohne besondere Bedingungen sind Zinsen von bis zu 2,45 Prozent für täglich fälliges Geld möglich. Manche Institute garantieren die Zinsen auch für sechs oder gar zwölf Monate. Auf diese Weise lassen sich die Vorteile von Tages- und Festgeld miteinander kombinieren. "Der Zins ist für eine bestimmte Zeit sicher", sagt Herbst. "Dennoch kann der Kunde jederzeit auch noch ein besseres Angebot nutzen."

Bei der Santander Bank gibt es 2,50 Prozent für Neukunden. Die Targobank (2,30 Prozent) und die Hanseatic Bank (2,20 Prozent) garantieren ihre Zinskonditionen bis zum November 2011 (siehe Tabelle). Bei Cortal Consors reicht die Zinsgarantie bis zum Mai 2012. Während die meisten Angebote nur von Neukunden genutzt werden können, machen zum Beispiel die Bank of Scotland, die NIBC Direct und die Bank 11 solche Unterschiede nicht. Die Konditionen von bis zu 2,45 Prozent können sich dennoch sehen lassen.

"Die Zinserhöhung der EZB hat die Refinanzierung der Banken verteuert", sagt Herbst. "Für manche Institute ist es deshalb attraktiver, sich Geld von den Kunden zu besorgen als bei der Notenbank." Da beim Tagesgeld ein scharfer Wettbewerb herrscht und Kunden auch bereit sind, schnell den Anbieter zu wechseln, "müssen viele Banken nachziehen, wenn ein Wettbewerber die Konditionen erhöht", sagt Herbst.

Doch die neuen Zinssätze gelten oft nur für neue Kunden. Für Bestandskunden ist es sehr ärgerlich, wenn sie mit Minizinsen abgespeist werden. So müssen sich die Altkunden der Santander Bank mit 1,55 Prozent abfinden. Wer 10 000 Euro für ein halbes Jahr anlegt, hat so gegenüber einem Neukunden einen finanziellen Nachteil von knapp 50 Euro. Dennoch warnen Verbraucherschützer vor einem schnellen Wechsel. "Man muss sich die neuen Angebote sehr genau ansehen, um nicht kurzfristigen Lockangeboten aufzusitzen", sagt Michael Herte, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Denn der Wechsel lohnt nicht, wenn die Zinsen schnell wieder gesenkt werden. Beim Tagesgeld sind solche Zinsanpassungen jederzeit möglich. Werden die Konditionen zum Beispiel für sechs Monate garantiert, spricht nichts gegen einen Wechsel, wenn es nicht noch andere Bedingungen gibt", sagt Herte. So verlangt die DAB Bank, die 2,60 Prozent noch für mehr als ein Jahr garantiert, die Eröffnung eines kostenlosen Depots. Auch gibt es den Zins nur bis 20 000 Euro. Darüber hinausgehende Beträge werden nur noch mit 0,5 Prozent verzinst.

Solche Angebote lohnen sich nur, wenn man wirklich ein Depot benötigt oder auf der Suche nach einem neuen Girokonto ist. Dann kann man von den 3,33 Prozent der Postbank profitieren, die Neukunden für sechs Monate garantiert werden - sofern das Guthaben unterhalb von 25 000 Euro bleibt. Ab 25 000 Euro würde die gesamte Einlage stattdessen mit dem Standardzins von derzeit 1,10 Prozent verzinst. Da lohnt es dann, höhere Beträge auf das Postbank-Sparkonto SparCard 3000 zu überweisen. Hier wurde der Zins von 1,70 auf 2,00 Prozent angehoben.

"Wer sein Geld für einen bestimmten Zeitraum nicht benötigt, kann auch nach attraktiven Festgeldkonditionen Ausschau halten", sagt Herte und erläutert: "Hier gibt es nicht so viele Bedingungen wie beim Tagesgeld, und auch eine Unterscheidung zwischen Neu- und Bestandskunden bei den Konditionen ist hier nicht üblich."

Mit der Bank of Scotland, Deniz Bank, NIBC Bank und IKB direkt bieten gleich vier Banken 2,80 Prozent für ein einjähriges Festgeld in Höhe von 10 000 Euro. Wer sich nur ein halbes Jahr binden will, erhält bei der NIBC Bank 2,50 Prozent. Zu lange sollten sich Anleger nicht binden, denn bereits Anfang Juli rechnen Experten mit einer weiteren Zinserhöhung der EZB. Danach könnten die Sparzinsen erneut in Bewegung kommen.

Bleibt die Frage, wie sicher die Angebote sind. Alle Angebote haben die in der Europäischen Union vorgeschriebene Mindestabsicherung von 100 000 Euro pro Kunde. Allerdings stehen dafür unterschiedliche Länder ein. Bei der Bank of Scotland ist es Großbritannien, das 85 000 britische Pfund pro Sparer garantiert, was ungefähr 100 000 Euro entspricht. Die Deniz Bank und die VTB Bank unterliegen der österreichischen Einlagensicherung und die NIBC Direct der niederländischen Einlagensicherung. "Wir halten die Einlagensicherungssysteme in den Niederlanden, Österreich, Großbritannien, Luxemburg und Frankreich für genauso gut wie die gesetzliche Einlagensicherung in Deutschland", sagt Uwe Döhler von der Stiftung Warentest. Für alle gilt: Spätestens 30 Arbeitstage nach Feststellung eines berechtigten Anspruchs muss der Kunde entschädigt sein. "Anleger sollten aber bedenken, dass sie sich bei ausländischen Banken im Fall einer Pleite an eine ausländische Sicherungseinrichtung wenden müssen", sagt Experte Herbst. Wer das nicht möchte, kann nur die Zinsangebote von Instituten wie Postbank, DAB Bank, Santander Bank, oder 1822 Direkt nutzen.