Mutterkonzern Körber will Maschinenbauer verkaufen

Hamburg. Schon bei der Bilanzvorlage im Mai hatte Körber-Chef Richard Bauer Veränderungen in der Wachstumsstrategie des Unternehmens angekündigt. Am Freitag folgte der erste Schritt. Der Hamburger Maschinenbaukonzern wird sich von drei Firmen im Bereich seiner Papiermaschinensparte Paperlink trennen. Betroffen ist als größte unter ihnen die Hamburger E.C.H. Will mit rund 220 Beschäftigten sowie 20 Auszubildenden. Der Hintergrund für die Entscheidung, die die Arbeitnehmervertreter am Donnerstag in einer Sondersitzung des Aufsichtsrats erfuhren: Für Körber zählen Will, Pemco mit 121 Mitarbeitern in den USA und Kugler-Womako mit 90 Beschäftigten in Nürtingen (Baden-Württemberg) nicht mehr zum Kerngeschäft. "Wir wollen künftig in andere Märkte gehen", sagte Körber-Sprecherin Bettina Lichtenberg.

Die Nachricht kam bei den Hamburger Beschäftigten am Freitag nicht gut an. "Die Mitarbeiter sind geschockt", sagte Kai Huhs, der Vorsitzende des Betriebsrats von E.C.H. Will. Schließlich gehöre das Unternehmen schon 40 Jahre zum Körber-Konzern und schreibe seit 2007 schwarze Zahlen. "Jetzt über einen Verkauf nachzudenken, ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt", so Huhs. Denn schon durch den geplanten Umzug vom Nedderfeld nach Wedel könne dem Unternehmen Know-how aus der Belegschaft verloren gehen. Dieser Prozess könne sich durch die neuen Überlegungen verstärken.

"Wir nehmen die Entscheidung des Vorstands zunächst einmal zur Kenntnis und werden jetzt dafür kämpfen, die Jobs zu sichern", sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Gerd Möller-Jessen. Klar für ihn ist: "Uns wäre es lieber, wenn das Unternehmen im Körber-Konzern bleiben würde."

Bei E.C.H. Will, das Maschinen zum Schneiden von Papier für Haushalte, Verpackungen und Bücher sowie für die Produktion von Schulheften herstellt, waren zuletzt 40 Stellen weggefallen. Als Hintergrund dafür gelte die immer weiter fortschreitende elektronische Kommunikation, durch die der Markt für die Spezialmaschinen schrumpfe, sagte Körber-Sprecherin Lichtenberg. Die konjunkturelle Krise hätten aber alle drei Unternehmen inzwischen gut überstanden. "Daher dürften sie für Investoren mit einem dazu passenden Kerngeschäft interessant sein."

Wie schnell die drei Firmen den Besitzer wechseln sollen, ist derzeit offen. Nach Informationen des Abendblatts wird aber vom Management ein Zeitraum von vier Monaten angepeilt. Durch den Verkauf würde die Papiersparte von Körber, die zuletzt 382 Millionen Euro erlöst hatte, einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro verlieren. Die über die Körber-Tochter Fabio Perini in Italien gesteuerte Maschinenbausparte für Haushaltsrollen und Toilettenpapier sowie die Tochter Winkler + Dünnebier, die Anlagen für die Produktion von Briefumschlägen fertigt, will Körber jedoch behalten.