Unternehmensleitung und Betriebsrat bei Airbus loten Chancen für Kompromiss bei Zeitarbeiterquote und Beschäftigungssicherung aus

Hamburg. Im Streit zwischen der Airbus-Geschäftsführung und der Arbeitnehmervertretung um die Beschäftigungssicherung und den Einsatz von Leihkräften bemühen sich beide Seiten nun um Entspannung. "Wir verhandeln wieder konstruktiv miteinander", sagte Jan-Marcus Hinz, Betriebsratsvorsitzender des Standorts Hamburg, dem Abendblatt.

Man spreche unter anderem über Zeitarbeiterquoten und die Beschäftigungssicherung. Dabei habe Airbus zuletzt Entgegenkommen auch bei der Frage einer Beschäftigungssicherung über das Jahr 2012 hinaus signalisiert, so Hinz. Zudem beharre das Unternehmen nicht mehr darauf, dass bestimmte Themen nicht verhandelbar seien.

Offensichtlich habe auch der "Aktionstag" am 8. Juni, an dem mehrere Tausend Mitarbeiter der Standorte Hamburg, Bremen und Stade an Kundgebungen vor den Werkstoren teilnahmen, zu der veränderten Position beigetragen, sagte Heiko Messerschmidt, Sprecher der IG Metall.

Die Arbeitnehmerseite strebt in den Verhandlungen auch eine Festlegung an, wonach im Schnitt 85 Prozent der an deutschen Standorten jährlich anfallenden Arbeit durch die Stammbelegschaften geleistet werden muss. In einem Abendblatt-Interview sagte dagegen Günter Butschek, der neue Produktionsvorstand des Flugzeugbauers und Chef von Airbus Deutschland, das Unternehmen habe nicht zu viele Zeitarbeiter. "Mit rund 20 Prozent Flexibilität zu arbeiten, halte ich nicht für übertrieben, sondern für einen vernünftigen Ansatz", so Butschek.

Für den September sei die nächste Verhandlungsrunde angesetzt, sagt ein Airbus-Sprecher. Über die Sommermonate würden die Gespräche durch drei Arbeitsgruppen auf der Fachebene vorbereitet. In diesen Gruppen sollen Airbus-Manager gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern mögliche Lösungen für die Komplexe Produktivität, Arbeitsplatzsicherung und Flexibilität erarbeiten. Grundsätzlich seien sich beide Seiten einig, eine "Beschäftigung entsprechend den langfristigen Zielen von Airbus" sichern zu wollen, erklärte der Firmensprecher.

Von einem Durchbruch in den seit mehr als einem Jahr laufenden Gesprächen über den Zukunftstarifvertrag könne man jedoch noch nicht sprechen, sagte Messerschmidt. Für den Fall, dass man sich nicht einigen könne, hatte die Gewerkschaft für den Herbst mit Warnstreiks gedroht. Man werde "zum gegebenen Zeitpunkt" entscheiden, ob es dazu kommen müsse, so Messerschmidt gestern.

Auch Uwe Klencz, der stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Airbus Deutschland, zeigte sich aber zuversichtlich für die im September anstehenden Verhandlungen, nicht zuletzt mit Blick auf die jüngsten Großaufträge für den Flugzeugbauer: "Die gute Auftragslage spielt uns in die Hände", sagte Klencz dem Abendblatt. "Man braucht die Fachleute." Angesichts der steigenden Produktionszahlen hatte Airbus bereits im Mai angekündigt, allein in Hamburg in diesem Jahr 800 neue Stellen zu schaffen.

Mit dem Zukunftstarifvertrag wollen Betriebsrat und Gewerkschaft für die 16 000 Beschäftigen von Airbus in Deutschland möglichst bis zum Jahr 2020 die Arbeitsplätze, Einkommen und Standorte sichern.