Brüssel. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy plant eine Kontrolle der internationalen Rohstoffmärkte. Vor allem müsse die Spekulation mit Agrarprodukten an den Finanzmärkten reguliert werden, sagte er gestern bei einer Konferenz über Rohstoffmärkte in Brüssel: "Diese Märkte sind ein Witz."

Sarkozy, derzeit Vorsitzender der G20-Gruppe führender Wirtschaftsnationen, sieht in den zunehmenden Schwankungen von Rohstoffpreisen eine akute Gefahr für das neue Wirtschaftswachstum nach der globalen Finanzkrise. "Die Deregulierung der Finanzmärkte hat die Welt an den Abgrund geführt. Ein Markt ohne Regeln ist kein Markt mehr." Er werde die G20-Staaten bitten, Berichte über die Lage auf ihren Agrarmärkten zu erstellen.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso beklagte ebenfalls eine "zunehmende Verflechtung" zwischen klassischen Märkten von Agrarprodukten und Finanzmärkten. Eine bessere Regulierung sei zweifellos nötig, doch müsse dies so geschehen, dass die Händler nicht auf weniger regulierte Märkte abwanderten. Sarkozy besteht hingegen auf einer generell strengeren Regelung: "Wenn ein Land die Mafia nicht bekämpft, sollen wir alle deswegen die Mafia nicht mehr bekämpfen?"

An den Finanzmärkten werde im Handel mit sogenannten Derivaten ein Vielfaches des tatsächlichen Warenwertes umgesetzt. Niemand wisse, wer an den Märkten die Preise bestimme. Sarkozy hält es für "inakzeptabel", dass ein einziger Händler den gesamten verfügbaren Kakao aufkaufe, "ohne auch nur einen einzigen Cent dafür auszugeben" - und anschließend mit erheblichem Gewinn und immer noch ohne Investition eines einzigen Cent wieder verkaufe. Europa habe die Pflicht, ein Modell für die Regulierung der Rohstoffmärkte zu entwickeln.