Drei Prozent mehr Lohn im Südwesten. Signal für Hamburg

Stuttgart/Hamburg. Die Lösung des Tarifkonflikts im deutschen Einzelhandel ist ein gutes Stück näher gerückt. Mit dem bundesweit ersten Abschluss stellten Arbeitgeber und die Gewerkschaft Ver.di in der Nacht zum Freitag in Baden-Württemberg eine wichtige Weiche. Sowohl für Ver.di als auch für den Handelsverband Deutschland (HDE) hat die Einigung im Südwesten Signalwirkung für die gesamte Branche mit 2,9 Millionen Beschäftigten in Deutschland.

Im Südwesten war nach stundenlangen zähen Verhandlungen der Durchbruch am frühen Freitagmorgen gelungen. Das Ergebnis: Die 220 000 Beschäftigten bekommen rückwirkend vom 1. Juni an drei Prozent mehr Geld. Für April und Mai dieses Jahres gibt es keine Erhöhung. Für April 2012 ist dann eine Einmalzahlung von 50 Euro vorgesehen. Im Mai 2012 gibt es wieder einen "Nullmonat", bevor von 1. Juni 2012 an die Entgelte um weitere zwei Prozent erhöht werden. Die Laufzeit beträgt 24 Monate vom April 2011 bis März 2013.

Tarifgespräche im Handel werden regional geführt. "Ich gehe davon aus, dass dieser Abschluss eine Signalwirkung auch für die Verhandlungen in den anderen Bundesländern hat und die Arbeitgeber sich dort jetzt entsprechend bewegen", teilte die stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane in Berlin mit. Sie sei "zufrieden, dass es gelungen ist, zu einem Ergebnis mit akzeptablen Entgeltsteigerungen zu kommen." Auch der Hamburger Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Arno Peukes, sprach von einem "guten Ergebnis" in Baden-Württemberg . "Der Abschluss kann als Grundlage für die weiteren Gespräche in Hamburg dienen", sagte er dem Abendblatt. Die nächste Verhandlungsrunde für die rund 60 000 Beschäftigten in der Hansestadt ist für den 22. Juni vorgesehen.

Nicht ganz so eindeutig ist die Bewertung des Ergebnisses im Arbeitgeberlager: Der tarifpolitische Ausschuss des HDE werde sich am 14. Juni mit der Frage beschäftigen, ob Baden-Württemberg als Vorbild dienen könne, sagte der Leiter des Gremiums, Rainer Marschaus. Er erwarte eine kontroverse Diskussion. "Der Abschluss ist sicherlich was das Entgelt angeht für die übrigen Gebiete nicht unerheblich."

Darüber hinaus gebe es unterschiedliche Probleme in den verschiedenen Tarifgebieten. "Eine Eins-zu-eins-Übernahme wird nicht erfolgen." In Baden-Württemberg vereinbarten die Tarifpartner zum Beispiel auch Änderungen im Manteltarifvertrag. Die bisherige altersabhängige Urlaubsstaffel wurde abgeschafft. In Zukunft haben nun alle Beschäftigten einen einheitlichen Anspruch auf insgesamt sechs Wochen Urlaub.