HWWI und IfW erwarten stärkeres Wirtschaftswachstum. EZB lässt Leitzins noch konstant

Hamburg. Die norddeutschen Wirtschaftsinstitute HWWI in Hamburg und IfW in Kiel haben ihre Prognosen für das Wachstum in Deutschland gestern deutlich angehoben. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) sagt für dieses Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,5 Prozent voraus. Zuletzt waren die Hamburger Konjunkturforscher von 2,3 Prozent ausgegangen. Im kommenden Jahr könnte das BIP um 2,2 Prozent wachsen, sagte HWWI-Ökonom Jörg Hinze: "Es ist ein sehr breit getragener Aufschwung in Gang gekommen. Die binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind derart günstig, dass sie für sich eine Fortsetzung des Aufschwungs erwarten lassen." Der private Konsum wie auch die Investitionen von Unternehmen wüchsen weiterhin.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg des BIP um 3,6 Prozent. Im April lag die Prognose noch bei 2,8 Prozent. Der Aufschwung bleibe auch im Jahr 2011 intakt, stellten die Experten fest. Für das Jahr 2012 sagten sie einen BIP-Anstieg um 1,6 Prozent voraus. Nach IfW-Angaben wird mittlerweile in Deutschland mehr produziert als vor der Krise. Auch die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten seien wieder normal ausgelastet. Das Wachstum wird nach Ansicht der Kieler Experten im kommenden Jahr allerdings schwächer ausfallen, weil sich die Krise der europäischen Schuldenstaaten Griechenland und Portugal negativ auf die Finanzmärkte und damit auch auf die Konjunktur niederschlagen könne.

Auch bei der Arbeitslosigkeit rechnen beide Institute mit Fortschritten. "Im vor uns liegenden Jahr erwarten wir einen weiteren Rückgang bei der Zahl der registrierten Arbeitslosen von derzeit knapp unter drei Millionen um rund 500 000 auf eine Arbeitslosenquote von etwa sechs Prozent", sagte Hinze. Ähnlich die Einschätzung des IfW, das mit einer Senkung auf 6,4 Prozent bis zum kommenden Jahr rechnet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte den Leitzins bei ihrer Ratssitzung gestern nicht. Experten wie die des HWWI erwarten aber eine Erhöhung um einen Viertelprozentpunkt von 1,25 auf 1,5 Prozent für Anfang Juli.