Protest in Hamburg. Euler Hermes will Kündigungen vermeiden. Betriebsrat und Unternehmen verhandeln über einen Interessenausgleich.

Hamburg. Die Mitarbeiter des Kreditversicherers Euler Hermes wehren sich gegen den vom Management angekündigten Stellenabbau. Die Gewerkschaft Ver.di und der Hamburger Betriebsrat befürchten den Verlust von bis zu 400 Stellen. "In ihrer Mittagspause haben gestern 180 bis 200 Beschäftigte der Hamburger Hauptverwaltung vor dem Gebäude deutlich gemacht, dass sie mit den Sparprogramm nicht einverstanden sind", sagte die stellvertretende Hamburger Betriebsratsvorsitzende, Nadine Tomählen, dem Abendblatt. Auch bundesweit gab es Betriebsversammlungen, wie der Landesverband Baden-Württemberg von Ver.di mitteilte. Die Gewerkschaft sieht vor allem den Standort Stuttgart in Gefahr. Mit rund 1300 arbeitet jedoch die Mehrzahl der gut 1856 Mitarbeiter in Deutschland in der Hamburger Hauptverwaltung.

Der Konzernumbau bei Hermes, die zur Allianz-Gruppe gehören, sei bereits im vergangenen November angekündigt worden, sagte Tomählen. An welchen der insgesamt 14 Standorte wie viele Stellen wegfallen sollten, sei noch ungewiss. Derzeit wird über einen Interessenausgleich verhandelt. "Sollte bis Ende Juni keine Einigung erzielt sein, drohen die Arbeitgeber, den Kündigungsschutz nicht mehr zu verlängern. Vom 31. März 2012 an würden dann nur noch die gesetzlichen Kündigungsfristen gelten", so die Betriebsrätin.

Der Hintergrund für das Sparprogramm, von dem in der Gruppe vor allem Deutschland betroffen sein soll, leuchtet Ver.di nicht ein. "Euler Hermes Deutschland erzielt mit den höchsten Umsatz in der in mehr als 50 Ländern tätigen Gruppe", sagt Tomählen. Zuletzt stiegen die Versicherungsbeiträge von 688,4 Millionen Euro 2009 auf 729,8 Millionen Euro 2010. An die Hermes-Holding in Frankreich wurden 60 Millionen Euro Dividende überwiesen. Die Schadenquote lag noch bei 37,5 Prozent. Das bedeutet, dass Hermes von einem Euro Beitragseinnahmen 37,5 Cent an Kunden zahlen musste, deren Waren nicht bezahlt worden waren. Diese Quote betrug 2009 noch 92,2 Prozent.

"Wir wollen die Umstrukturierung in eine Phase legen, in der aufgrund des anziehenden Geschäfts genügend Zeit dafür bleibt", sagte gestern ein Unternehmenssprecher. Noch sei offen, wie viele Stellen wegfallen könnten. Das Programm "Excellence" werde aber mindestens bis Ende 2013 laufen. Das Management wolle betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. "Wir setzen auf die Fluktuation, Altersteilzeitmodelle oder Umsetzungen", so der Sprecher. Ziel sei es, Euler Hermes auch für die nächste Krise zu rüsten.