Preise steigen um 2,4 Prozent. Weitere Verteuerungen erwartet

Hamburg. Deutschlands Verbraucher müssen sich auf steigende Preise einstellen. Nachdem sich zum Beispiel Kaffee im vergangenen Jahr bereits um ein Drittel verteuert hat, rechnen Experten jetzt mit weiteren Preisanhebungen für Nahrungsmittel und andere Produkte. Grund sind die zuvor gestiegenen Rohstoffkosten für Getreide und Co. Nicht nur Nahrungsmittel sind betroffen. Auch der Hausgerätehersteller Electrolux hat gestern angekündigt, dass er unter dem Druck anziehender Rohstoffkosten die Verkaufspreise für seine Produkte in Europa erhöhen wolle. In Nordamerika gehen die Electrolux-Geräte bereits im Schnitt vier Prozent teurer über die Ladentische.

Die neue Entwicklung haben die Deutschen schon in diesem Monat zu spüren bekommen. Laut dem Statistischen Bundesamt kletterte die Inflationsrate im April nach vorläufigen Berechnungen auf 2,4 Prozent. Das ist der höchste Wert seit Oktober 2008. Größte Preistreiber waren Kraftstoffe und Heizöl. Im Februar und März lag der Wert noch bei 2,1 Prozent. Damit übertrifft die Jahresteuerung die Warnschwelle der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei Steigerungsraten bis knapp unter zwei Prozent die Preisstabilität gewahrt sieht.

Ulrike Rondorf von der Commerzbank warnt: "Die Inflationsrisiken in Deutschland sind mittlerweile akut." Michael Bräuninger, Konjunkturchef beim Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), sieht hingegen keinen Grund zur Panik. "Im Jahresmittel wird sich die Teuerungsrate leicht oberhalb von zwei Prozent einpendeln", sagte er dem Abendblatt.

Schon jetzt trüben Inflationsangst und die Aussicht auf höhere Zinsen die Stimmung der Verbraucher, obwohl die Lage am Arbeitsmarkt weiterhin rosig ist. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) begründete dies mit einem psychologischen Effekt, durch den die "gefühlte" Inflation höher ist als die real gemessene. Das bedeutet, dass zum Beispiel Kraftstoffe und einzelne Lebensmittel teurer wurden, aber die Mietkosten nicht gestiegen sind. Für Mai sagen die Forscher der GfK einen Rückgang ihres Konsumklimaindexes um 0,2 auf 5,7 Punkte voraus.

"Höhere Preise, die Atomkatastrophe in Japan sowie politische Unruhen in Nordafrika und Nahost lassen die Rahmenbedingungen für die Konsumenten im Augenblick nicht mehr ganz so rosig erscheinen", haben die Forscher ermittelt. "In Hamburg ist das Geschäft leicht besser gelaufen als im Bundesdurchschnitt", sagte Wolfgang Linnekogel, Erster Geschäftsführer des Hamburger Einzelhandels.