Der Arbeitskampf bei deutschen Privatbahnen behindert auch viele Hamburg-Verbindungen. Die wichtigsten Fragen und Antworten gibt es hier.

Hamburg. Auf Bahnreisende und Pendler kommen kurz vor den reiseintensiven Ostertagen Geduldsproben zu: Der nächste Lokführerstreik hat begonnen - nur gut einen Tag, nachdem sich der Zugverkehr am Sonntag nach einem 48-stündigen Ausstand wieder eingependelt hatte. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wann wird gestreikt?

Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder gestern zu einem erneuten Streik von Montagmittag bis Donnerstagmorgen um zwei Uhr aufgerufen. Betroffen sind die Lokführer bei 21 Privatbahnen, darunter mit Metronom, Nord-Ostsee-Bahn (NOB) und AKN auch mehrere Anbieter, die Verbindungen nach Hamburg betreiben.

Wie stark ist Hamburg betroffen?

Da die Bahnfirmen nach eigenen Angaben vom gestern begonnenen Streik erst aus den Medien erfahren haben, standen die Notfallpläne bei Redaktionsschluss noch nicht fest. "Wegen der kurzfristigen Ankündigung des Streiks konnten wir uns kaum darauf vorbereiten", heißt es bei der AKN, die Strecken zwischen Hamburg, Bad Oldesloe, Elmshorn und Büsum betreibt. Ab Dienstag werden voraussichtlich zwei von drei Zügen pro Stunde fahren, der morgendliche Zehn-Minuten-Takt kann wohl nicht bedient werden.

Die NOB hat auf mehreren Strecken einen Busersatzverkehr eingerichtet. Beim vorigen Streik fuhren Züge auf der Hauptstrecke von Hamburg nach Sylt im Zwei-Stunden-Takt. "Wir können leider auch nicht absehen, wie schnell sich der Verkehr normalisieren wird, wenn der Streik am Gründonnerstag vorbei ist", sagte NOB-Sprecherin Christiane Lage dem Abendblatt.

Auch beim Metronom hofft man, dass die Züge "wenigstens im Zwei-Stunden-Takt fahren". Zwischen Hamburg und Cuxhaven ist wieder ein Schienenersatzverkehr geplant, zwischen Stade und Hamburg soll die Hamburger S-Bahn aushelfen.

Wie können sich Fahrgäste informieren?

Alle betroffenen Unternehmen informieren über die aktuelle Lage auf ihren Internetseiten. Zudem beantworten AKN-Mitarbeiter Fragen unter der Nummer 04191/933 933, die NOB ist unter 0180/101 80 11 und der Metronom unter 0581/97 164 164 erreichbar.

Warum wird gestreikt?

Die Gewerkschaft GDL verlangt für alle 26 000 deutschen Lokführer einen einheitlichen Tarifstandard auf dem Niveau des Marktführers Deutsche Bahn (DB). Dort verdienen die rund 20 000 im Führerstand beschäftigten Mitarbeiter im Schnitt 2750 Euro brutto - plus Zulagen bei 39 Stunden Arbeitszeit pro Woche. Dieses Niveau sowie verbesserte Sozialleistungen hatten GDL und DB vergangene Woche in einem Rahmentarifvertrag festgezurrt. Mit der Streikwelle bei den Privatbahnen will Gewerkschaftsboss Claus Weselsky erzwingen, dass es nach wochenlanger Funkstille überhaupt wieder zu Gesprächen kommt. "Wer die Zeichen der Zeit verpasst, verbrennt Gelder im Tarifkonflikt, die bei den Beschäftigten viel besser angelegt wären", sagt er.

Wie stehen die Chancen auf Einigung?

Der Ton zwischen den Rivalen wird immer gereizter, die Fronten verhärten sich zunehmend. Die Arbeitgeber sollten den Konflikt nicht länger auf dem Rücken der Kunden austragen und endlich ein substanzielles Angebot vorlegen, fordert GDL-Chef Weselsky. Aber auch auf der Gegenseite herrscht Verärgerung. "Die GDL weigert sich auch weiterhin, uns verhandelbare Forderungen zukommen zu lassen", sagt Metronom-Geschäftsführer Wolfgang Birlin, der seinen Lokführern nach eigenen Angaben schon heute Gehälter auf DB-Niveau zahlt. "So können wir nichts tun, um unseren Fahrgästen die Streiks zu ersparen." Man wolle ja verhandeln, "aber die GDL lässt sich gar nicht erst auf Gespräche ein", heißt es auch bei der NOB. Ein Streiktag koste das Unternehmen rund 100 000 Euro.

Welche Alternativen haben Fahrgäste?

Die Züge der Deutschen Bahn sollten nach Fahrplan verkehren, da Streiks mit der Tarifeinigung hinfällig wurden. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass es zu Verzögerungen kommt, weil zum Beispiel stehende Züge Gleise blockieren. Wer die Staus vor Ostern nicht fürchtet, kann aufs Auto umsteigen: Fahrgemeinschaften mit Kollegen, Mitfahrgelegenheiten oder Carsharing sind günstige Alternativen zum Zug. Teurer wird es für diejenigen, die Mietwagen oder Flugzeug nutzen.