Hamburger Vertriebsmitarbeiter sollen in neue Firma wechseln

Amsterdam. Der niederländische Elektronikkonzern Philips schaltet um: Auf der Suche nach mehr Gewinn trennt sich Europas größter Hersteller von Unterhaltungselektronik mehrheitlich von seiner Fernsehersparte. Der neue Konzernchef Frans van Houten überlässt 70 Prozent an einem neuen TV-Gemeinschaftsunternehmen dem chinesischen Bildschirmfertiger TPV Technology. Die Niederländer behalten vorerst 30 Prozent des Joint Ventures.

Die 3600 Beschäftigten aus Philips' Fernsehersparte sollen zur neuen Gemeinschaftsfirma transferiert werden. Davon betroffen sind auch schätzungsweise 100 Beschäftigte am Standort Hamburg, die bislang bei Philips für den Vertrieb von Consumer- und Lifestyle-Produkten zuständig waren. Sie sollen ebenfalls in die neue Firma wechseln und dort den Vertrieb der Fernseher weiterführen. Zu einem Stellenabbau oder einem Ortswechsel werde es dabei nicht kommen, sagte ein Philips-Sprecher dem Abendblatt.

Um sich die Verluste der TV-Sparte rasch von der Bilanz zu schaffen, stundet Philips den Chinesen zunächst den Kaufpreis. Später soll TPV den operativen Jahresgewinn (Ebit) des Joint Ventures aus den Jahren ab 2012 bis zum endgültigen Ausstiegs Philips' an die Niederländer abtreten. Den Rest von 30 Prozent kann Philips zu den gleichen Konditionen nach sechs Jahren abgeben. Das Geschäft mit Audio- und Multimediageräten steht laut van Houten nicht zum Verkauf.

Der Ausstieg von Philips aus dem Geschäft mit Fernsehern ist ein weiteres Kapitel in dem langen Niedergang der europäischen TV-Industrie, dem bereits traditionsreiche Firmen wie Grundig, Schneider oder Telefunken zum Opfer fielen. Auch Philips kann nicht mehr mit der asiatischen Konkurrenz vor allem durch die Koreaner Samsung und LG mithalten. Philips' TV-Geschäft ist bereits seit Längerem ein Verlustbringer. Seit 2007 beläuft sich der Fehlbetrag der Sparte auf rund eine Milliarde Euro. Die Niederländer hatten schwer unter der billigeren Konkurrenz und zuletzt sinkender Nachfrage zu leiden. Auch der größte deutsche TV-Hersteller Loewe, dessen Geräte im Schnitt noch teurer sind als die von Philips, kämpft derzeit mit schwachen Absatzzahlen und meldete Kurzarbeit an.

Sanierungsexperte van Houten sagte, er stelle alle rund 400 Geschäftsfelder von Philips auf den Prüfstand. "Es gibt noch viel unerschlossenes Potenzial bei Philips", sagte er und löste so Spekulationen über weitere Teilverkäufe aus.