Frauen shoppen und kommunizieren gerne im Netz. Doch Technikberufe mögen sie nicht. Das ergab eine Studie des Verbands Bitkom.

Hamburg. Das Klischee vom männlichen Internetjunkie mit ausschließlich virtuellen Freunden hat ausgedient. Das World Wide Web ist keine Männerdomäne mehr, wie eine aktuelle Studie des Technologieverbands Bitkom zeigt. Demnach haben Frauen bei der Internetnutzung mit Männern fast gleichgezogen: 71 Prozent der weiblichen Bevölkerung ab 14 Jahren sind im Netz unterwegs. Bei den Männern sind es 73 Prozent. "Für die übergroße Mehrheit der Deutschen gehört das Internet ganz selbstverständlich zum Leben dazu", sagt Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer.

2009 war der Unterschied zwischen den Geschlechtern noch größer - damals nutzten erst 60 Prozent der Frauen das Netz. Auch die Surfdauer hat sich angeglichen. Weibliche User sind im Schnitt nur 16 Minuten kürzer online als Männer, die täglich auf beachtliche 146 Minuten kommen.

Betrachtet man die Art der Internetnutzung, so bestätigt sich allerdings manches Klischee. Frauen liegen der Studie zufolge vorn, wenn es um Kommunikation und Einkaufen geht. 80 Prozent der weiblichen Netzgänger sind Mitglied in Online-Netzwerken wie Facebook oder Xing, wo zwischenmenschliche Kontakte im Vordergrund stehen. Bei den Männern sind es nur 74 Prozent. Je jünger die Befragten, desto deutlicher der Trend: 84 Prozent der Mädchen zwischen zehn und 18 Jahren sind der Studie zufolge Mitglied eines sozialen Netzwerks, bei den Jungen sind es 65 Prozent. Eine Erklärung hat Bitkom-Präsident Scheer parat: "Frauen vernetzen sich, Männer tragen Geräte zur Schau." Tatsächlich ist der Anteil jener, die einen Computer als Statussymbol betrachten, bei den Männern doppelt so hoch. Kein Wunder, dass mehr Männer (86 Prozent) einen Computer besitzen als Frauen (72).

Auch beim Onlineshopping treten Geschlechterunterschiede zutage. Zwar kaufen mit 83 Prozent fast so viele männliche Nutzer per Mausklick ein wie weibliche (88 Prozent). Bei den Herren landen aber vorrangig Elektronikgeräte und Computerspiele im virtuellen Warenkorb. Frauen kaufen lieber Kleidung, wovon große Hamburger Onlinehändler wie die Otto-Gruppe oder Tchibo profitieren. Erst vergangene Woche hatte Otto, weltgrößter Versandhändler in Sachen Mode und Lifestyle, das größte Umsatzplus der vergangenen 20 Jahre dank dem Boom beim Onlineshopping verkündet.

In zwei Bereichen lässt die Aufholjagd der Frauen zu wünschen übrig: Noch immer klafft die traditionelle Lücke bei der Berufswahl. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts ist im Fach Informatik nicht einmal jeder fünfte Studierende weiblich, bei Elektrotechnik nur jeder Zehnte. Auch unter den 40 500 Auszubildenden in IT-Berufen waren 2009 nur neun Prozent Frauen, wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag aufschlüsselt. "Deutschland sieht auf ein verlorenes Jahrzehnt in Sachen Frauenförderung zurück", kritisiert Bitkom-Chef Scheer. Der Frauenanteil in den Fächern Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik stagniere nahezu.

Weniger Konsequenzen für Deutschlands Zukunft dürfte die geringe Neigung von Frauen zu Computerspielen haben. Während fast jeder dritte männliche Nutzer am PC mit einem virtuellen Ich rennt, springt und ballert, verbringt nur jede sechste Frau so ihre Freizeit. Anders sieht es bei Social Games aus, mit denen Hamburger Anbieter wie Goodgame Studios oder Innogames vor allem Frauen begeistern - zehn Prozent weibliche Nutzer stehen sechs Prozent männlichen gegenüber. Ziel dieser Spiele ist zum Beispiel, einen virtuellen Bauernhof mit Tieren zu bestellen oder ein Café zu leiten.