Die Verzinsung von Rentenfonds kann mit der allgemeinen Zinsentwicklung nicht Schritt halten. Kursverluste drohen

Wer bei seiner Altersvorsorge auf Rentenfonds gesetzt hat, könnte eine böse Überraschung erleben. Diese Anlageklasse, die in festverzinsliche Wertpapiere von Staaten und Unternehmen investiert, steht vor einer ungewissen Entwicklung. Anlegern drohen sogar Verluste. "Eine Zinswende zeichnet sich ab", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse. Die Europäische Zentralbank hat bereits die Leitzinsen erhöht. "Inflation, anziehende Konjunktur und die hohe Staatsverschuldung sprechen für steigende Zinsen", sagt Oliver Letzgus, Rentenfondsexperte bei Union-Investment. Doch so paradox es klingen mag: Steigende Zinsen sind für Rentenfonds zunächst Gift, weil sie zu Kursverlusten führen. Das gilt auch für Bundes- und andere Anleihen, die direkt im Depot gehalten werden.

Bezogen auf ein Jahr haben Rentenfonds mit Staatsanleihen Verluste von bis zu sechs Prozent gemacht. Was die Aktienanleger nicht gleich schreckt, ist für die Rentenfonds-Sparer schon eine markante Größenordnung, zumal sich die Verluste auch im laufenden Jahr fortsetzen. Dabei haben die Deutschen im vergangenen Jahr noch zehn Milliarden Euro in Rentenfonds investiert. Jeder zweite Euro, der insgesamt in Investmentfonds eingezahlt wurde, landete damit in dieser Anlageklasse. Insgesamt stecken 155 Milliarden Euro in Rentenfonds.

Jetzt stehen die Fondsmanager vor einer Herausforderung. "Wenn die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe von drei auf vier Prozent steigt, dann verliert das Papier sieben bis acht Prozent beim Kurs", sagt Letzgus. Denn die bereits im Markt befindlichen Anleihen können sich nur über fallende Kurse an das gestiegene Zinsniveau anpassen, da der Zinskupon, der die jährliche Zinszahlung festlegt, unverändert bleibt. So ist es möglich, dass auch diese Anleihen mit einem Zins von nur drei Prozent weitergehandelt werden können, weil die neuen Käufer über den niedrigeren Kurs (unter 100 Prozent) auch auf eine jährliche Rendite von angenommen vier Prozent kommen, wenn die Anleihe zum Ende der Laufzeit zu 100 Prozent zurückgezahlt wird.

Neu ausgegebene Wertpapiere erhalten gleich den höheren Zinskupon vor vier Prozent. Steigt das Zinsniveau weiter, so passen sich auch diese Anleihen über fallende Kurse wieder an die steigenden Zinsen an.

Dieser Mechanismus ist es, der den Rentenfonds gegenwärtig die Rendite verhagelt. Denn mit den niedrigen Zinskupons ist es kaum möglich, die Kursverluste auszugleichen. "Je länger die Restlaufzeit der Anleihen ist, umso stärker wirken sich Kursverluste aus", sagt Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau. "Mit einer Verkürzung der Laufzeiten lässt sich den steigenden Renditen entgegenwirken, denn je kürzer die Restlaufzeit, desto geringer sind die Kursauswirkungen steigender Zinsen", sagt Letzgus.

Von der weiteren Zinsentwicklung hängt es ab, wie lange die Rentenfonds unter Druck bleiben. Haspa-Experte Intelmann sieht nur bis Ende des Jahres einen moderaten Zinsanstieg auf 3,5 bis 3,7 Prozent bei zehnjährigen Bundesanleihen, die als Maßstab für das Zinsniveau gelten. "Die Dynamik des Zinsanstiegs wird sich so nicht fortsetzen", sagt er. Von Ende August 2010 bis jetzt stieg die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von 2,10 auf aktuell 3,43 Prozent. Letzgus rechnet bis Jahresende mit einem weiteren Anstieg auf vier Prozent.

Wer in den vergangenen Jahren mit Rentenfonds gute Erträge erwirtschaftet hat, sollte jetzt die Gewinne mitnehmen. Nur bei einem langen Anlagezeitraum kann man versuchen, die Zinswende auszusitzen. Im Januar und Februar haben die Anleger in Deutschland bereits mehr als drei Milliarden Euro aus den Rentenfonds abgezogen. Wem das zu voreilig ist, der sollte die Wertentwicklung der eigenen Rentenfonds wöchentlich einmal überwachen, um eventuell zu einem späteren Zeitpunkt die Reißleine zu ziehen.

Nach einem Verkauf der Rentenfonds ergibt sich allerdings ein weiteres Problem: Wohin mit dem Geld? Ein Tagesgeldkonto ist nur eine vorübergehende Lösung. Bei der Allianz Bank gibt es für Neukunden bis Mitte Juli 2,30 Prozent Zinsen, allerdings nur bis 20 000 Euro. Ohne Beschränkungen verzinst GECapital Direkt Tagesgelder mit 2,10 Prozent. Beide Institute haben die höchste Einlagensicherung.

Bundesschatzbriefe bieten einen von Jahr zu Jahr steigenden Zins. Aktuell steigt die Verzinsung von 0,75 Prozent im ersten Jahr auf vier Prozent im sechsten Jahr. Kursverluste wie bei Rentenfonds sind ausgeschlossen. Steigen die Zinsen, können die Bundesschatzbriefe nach einem Jahr im Gegensatz zu Anleihen ohne Verluste in höherverzinsliche Ausgaben umgetauscht werden. Allerdings können nur einmal im Monat maximal 5000 Euro vorzeitig zurückgegeben werden.

Eine dritte Möglichkeit bieten Investmentfonds, die nicht nur in festverzinsliche Papiere investieren. Damit sind sie nicht mehr allein vom Rentenmarkt abhängig. Es sind Mischfonds, die zu einem bestimmten Anteil Aktien beimischen können. Dazu gehört der FI Alpha Renten Global (WKN 974515), dessen Aktienanteil bis zu 20 Prozent erreichen kann. In den vergangenen drei Jahren schaffte er eine Rendite von knapp 20 Prozent. Eine Alternative ist der Mischfonds Ethna-Aktiv E A (WKN 764930), der ebenfalls mit sehr positiven Ergebnissen überzeugen kann. Die Drei-Jahres-Rendite beträgt zurzeit 25 Prozent.