Im Hamburger Portugiesenviertel bei Familie Vasconcelos

Hamburg. In Portugal nennen sie sie die Generation "Rasca", erzählt Carlos Vasconcelos, die verlorene Generation. Der portugiesische Restaurantbesitzer redet über die große Krise, die über sein Heimatland gekommen ist, und die jungen Menschen, die nicht nur irgendwie damit fertigwerden müssen, sondern auch zahlen und verzichten sollen. In seinem Restaurant Porto ist die Familie zusammengekommen. Vor dem 43-Jährigen breitet sich ein üppiger Mittagstisch aus, ein saftiges Steak, eine große Schale Salat, eine mit Fisch, eine mit Bohnenreis. "So sind die Portugiesen", sagt seine Frau Manuela, "wir genießen das Leben." Wer die Portugiesen verstehen wolle, der müsse sich mit den Essgewohnheiten beschäftigen, rät sie. Jeden Tag trifft sich die Familie pünktlich um 14.30 Uhr zu einer ausgiebigen Mahlzeit.

Trotz der vielen schlechten Meldungen aus der Heimat wird im Portugiesenviertel beim Essen der Familie Vasconcelos gelacht. Vor 30 Jahren ist sie nach Hamburg gekommen. "Eine gute Entscheidung, die wir nie bereut haben", sagt Carlos Vasconcelos. In seiner Heimat, im Norden Portugals, sei die Lage dramatisch. Zweimal im Jahr ist er "unten", telefoniert viel mit seinen Verwandten, die teilweise nicht mehr als 500 Euro im Monat verdienen. "Das ist nichts", sagt er. Schließlich seien Lebensmittel da "unten" genauso teuer wie in Deutschland. Aber auch dafür haben sie eine Lösung gefunden, Lebensmittel auf Kredit. "Die Portugiesen gaben das Geld schon immer mit vollen Händen aus", sagt seine Frau. Bis vor Kurzem. Als die Krise ausbrach, die Schulden überhandnahmen.

Ihre Familie, die noch in Portugal lebt, hat harte Zeiten vor sich. "Das Kindergeld wird gestrichen, Zuschüsse und Rente gekürzt - es wird am falschen Ende gespart", meint Manuela Vasconcelos. Bei den Gehältern der Politiker werde doch mal wieder nichts gemacht. Traurig sei das Sparen, das Kürzen, das Streichen. "Dabei ist Portugal so ein schönes Land", sagt sie mit einem Seufzer, während sich ihr Mann das Steak schmecken lässt. Dann wird Carlos Vasconcelos melancholisch: "Auch wenn ich es wollte: Licht am Ende des Tunnels sehe ich derzeit nicht."