Thomas Ganswindt räumt im Schmiergeldprozess aber Fehler ein

München. Im bislang wichtigsten Siemens-Schmiergeldprozess hat der frühere Vorstand Thomas Ganswindt Versäumnisse bei der Korruptionsbekämpfung eingeräumt. Zwar sei er stets eingeschritten, wenn der Verdacht auf Schmiergeldzahlungen in seinem Zuständigkeitsbereich aufgekommen sei. "Ich habe sehr deutlich gemacht, dass ich Korruption weder gutheiße noch billige", sagte Ganswindt gestern vor dem Landgericht München. Er müsse aber einräumen, dass die getroffenen Maßnahmen nicht ausreichend gewesen seien, fügte der 50-Jährige hinzu. "Ich übernehme die Verantwortung für die Vorgänge." Er hätte sich nicht so sehr auf die Kontrollmechanismen und -gremien bei Siemens verlassen dürfen.

Ganswindt ist der bislang ranghöchste ehemalige Siemens-Manager, der sich wegen der größten Korruptionsaffäre in der deutschen Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit vor Gericht verantworten muss. 1,3 Milliarden Euro flossen von Siemens in dunkle Kanäle, der DAX-Konzern zahlte für Strafen und interne Aufklärung 2,5 Milliarden Euro. Die Staatsanwaltschaft wirft Ganswindt vor, von schwarzen Kassen und zweifelhaften Zahlungen gewusst zu haben. Laut Anklage ist er nicht hinreichend dagegen vorgegangen und hat sich einer Verletzung seiner Aufsichtspflicht und mittelbar Steuerdelikten schuldig gemacht. Der Münchner Technologiekonzern verlangt von ihm fünf Millionen Euro Schadenersatz.

Ganswindt sagte, es sei bei ihm immer der Verdacht "mitgeschwungen", dass es bei Siemens Schmiergeldzahlungen gegeben habe. Er habe aber in der Zeit, in der er für Siemens tätig war, keinen einzigen Bestechungsfall gefunden, den er konkret benennen könnte. Von Bestechung halte er selber nichts, sagte der Manager und ergänzte: "Ich bin aber auch nicht so blauäugig zu glauben, dass es sie nicht gibt."

Der nun angelaufene Prozess wird sich voraussichtlich bis in den September ziehen.