Bundesverkehrsminister kritisiert Qualitätsmängel der Zulieferer

Berlin. Die deutsche Bahnindustrie hat im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz eingefahren und sich ein dickes Auftragspolster gesichert. Die Bestellungen legten 2010 um 9,7 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro zu, wie der Branchenverband VDB mitteilte. Die Erlöse verbesserten sich vor allem dank florierender Geschäfte im Inland das fünfte Jahr in Folge und stiegen um 4,8 Prozent auf die Höchstmarke von 10,9 Milliarden Euro. Die Beschäftigtenzahl wuchs um 2,2 Prozent auf 45 800 Mitarbeiter. Allerdings schwächelt die Nachfrage nach Leit- und Sicherungstechnik, obwohl es aus Branchensicht erheblichen Nachholbedarf für Erneuerungen gibt.

Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und Bahnchef Rüdiger Grube kritisierten Qualitätsmängel bei Schienenfahrzeugen. Ramsauer sagte in Berlin, ihm bereite "große Sorge", "dass die deutsche Bahnindustrie ganz offensichtlich Probleme mit der Lieferfähigkeit hat und dass wir bei der Auslieferung des rollenden Materials mit weiteren Verzögerungen rechnen müssen". Wenn aber Züge nicht wie geplant zur Verfügung stünden, "dann macht es das der Bahn umso schwerer", etwa auch im Winter pünktlich zu sein.

Grube sagte, er teile Ramsauers Sorge. "Was wir nicht mehr hinnehmen werden, ist, dass wir Produkte auf den Schienen einsetzen, die nicht die Produktreife haben, die notwendig ist, um unseren Fahrplan präzise, sicher und pünktlich zu fahren." Als Beispiel nannte er die Bombardier-Züge vom Typ "Talent 2". Sie sollten bei der S-Bahn in Nürnberg im Einsatz sein, sind es aber wegen fehlender Zulassung nicht.

Die Deutsche Bahn AG schüttet derweil erstmals seit ihrer Gründung 1994 in diesem Jahr eine Dividende aus. Aus dem Gewinn 2010 von 1,06 Milliarden Euro fließt knapp die Hälfte, 500 Millionen Euro, an den Alleineigentümer, den Bund. Das beschloss die Hauptversammlung der Gesellschaft gestern in Berlin. Die Dividende ist im Bundeshaushalt 2011 fest eingeplant. Sie soll auf je 525 Millionen Euro in den Jahren 2012 bis 2014 erhöht werden. Das Geld wird aber zum Teil an die Bahn zurückfließen, sodass sie von 2012 bis 2015 insgesamt zusätzlich etwa eine Milliarde Euro bekommt.