Für Deutschland erwartet OECD sinkende Wachstumsrate im zweiten Quartal

Lissabon/Paris. Die finanzielle Lage Portugals wird immer drängender. Einige der wichtigsten Banken wollen dem hoch verschuldeten Land offenbar kein Geld mehr leihen. Die Banken forderten den geschäftsführenden Regierungschef José Sócrates auf, beim Euro-Rettungsfonds noch vor den Neuwahlen am 5. Juni eine "Zwischenhilfe" in Höhe von 15 Milliarden Euro zu beantragen, berichtet das Wirtschaftsblatt "Jornal de Negocios".

Die Ratingagentur Moody's stufte unterdessen die Kreditwürdigkeit Lissabons weiter um eine Note von A3 auf BAA1 herunter. Zudem steht das portugiesische Rating weiter "unter Beobachtung", was eine neuerliche Herabstufung kurzfristig möglich macht. Als Reaktion auf die Abwertung stieg die Rendite für zehnjährige portugiesische Staatsanleihen auf einen Rekordstand von knapp 8,6 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland liegt diese bei rund 3,4 Prozent. Die Agenturen S&P und Fitch hatten die Bonität des Landes bereits vor Kurzem stark gesenkt.

Unterdessen hat die deutsche Wirtschaft ihr Wachstum im ersten Quartal einer Prognose der OECD zufolge mehr als verdoppelt. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte mit einer Jahresrate von 3,7 Prozent gestiegen sein, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit. Im Schlussquartal 2010 waren es nur 1,5 Prozent, weil der strenge Winter der Baubranche stark zu schaffen machte. Von den sieben führenden Industrieländern (G7) wird lediglich Kanada mit 5,2 Prozent ein noch stärkeres Wachstum zugetraut. Ihr hohes Tempo wird die deutsche Wirtschaft laut OECD-Einschätzung aber nicht halten. Für April bis Juni wird ein deutlich geringeres Plus von 2,3 Prozent vorausgesagt. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) erwartet 2011 wiederum einen stärkeren Aufschwung als die von ihm bisher prognostizierten 2,3 Prozent.