Hamburg. Gruner+Jahr-Chef Bernd Buchholz war wohl ganz froh, dass ihn gestern bei der Bilanzpressekonferenz seines Hauses keiner der versammelten Journalisten auf seinen Auftritt im vergangenen Jahr ansprach. Damals hatte er mit einem Tablet-PC namens WePad herumgewedelt, der Apples iPad Konkurrenz machen und auf dem eine elektronische Version des "Sterns" erscheinen sollte. Von dem Gerät hat man nie wieder etwas gehört.

Nun wird Gruner + Jahr auf anderem Gebiet selbst Wettbewerber von Apple: Apps von G+J-Blättern sind auch auf der verlagseigenen Plattform Pubbles und nicht nur in Apples iTunes-Store zu haben. Seine Kundendaten will Buchholz den Kaliforniern auch nicht überlassen, was dazu führte, dass Apple es kürzlich ablehnte, die App von Gruner + Jahrs "Financial Times Deutschland" zu vertreiben.

An Selbstbewusstsein hat es dem G+J-Chef noch nie gemangelt. Und so will er, trotz solcher Widrigkeiten, weiter mit digitalen Produkten wachsen. Als Wachstumsfelder hat Buchholz auch die internationalen Märkte und Kundenzeitschriften ausgemacht. Zudem will er in das Geschäft mit Fachinformationen expandieren, das sogenannte Professional Publishing. Es soll ein zweites Standbein von G+J werden.

Das hatte Buchholz allerdings schon im letzten Jahr angekündigt, ohne dass etwas geschehen wäre. "Gut Ding darf Weile haben", kommentierte der Verlagschef. Nun aber stehen dem Zeitschriftenhaus 309 Millionen Euro für Investitionen zur Verfügung.

Zu verdanken hat das Gruner + Jahr einem erfolgreichen Geschäftsjahr. Machte G+J 2009 noch unterm Strich 18 Millionen Euro Verlust, gab es 2010 einen Jahresüberschuss von 166 Millionen Euro. Beim Umsatz tat sich kaum etwas: Er stieg von 2,508 Milliarden auf 2,549 Milliarden Euro. Die Vermutung liegt nahe, dass der Gewinnsprung des Unternehmens fast ausschließlich auf die massiven Sparmaßnahmen der letzten beiden Jahre zurückzuführen ist: Seit Ende 2008 baute G+J weltweit mehr als 1600 Arbeitsplätze ab.