Deutsche bevorzugen Sparbücher und Tagesgeld. Chancen von Aktien werden unterschätzt. Abendblatt-Leser können sich kostenlos beraten lassen.

Hamburg. Zwei Finanzkrisen innerhalb eines Jahrzehnts haben tiefe Spuren hinterlassen. Nur noch 13 Prozent der Bevölkerung halten direkt oder indirekt Aktien. Die Hamburger sind zwar etwas risikofreudiger, weil sich in der Hansestadt immerhin jeder Vierte an Aktien wagt, aber andere Sparformen sind deutlich beliebter, wie eine Umfrage der Targo-Bank zeigt. So haben 45 Prozent ein Tagesgeldkonto und 70 Prozent ein Sparkonto.

Denn so sparen die Deutschen am liebsten: sicher, aber renditeschwach. Jedes Jahr fließen elf Prozent des verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante. Im Schnitt wird ein Tagesgeldkonto mit 1,2 Prozent verzinst, ein Sparkonto meist noch viel schlechter. Bei einer Inflationsrate von mehr als zwei Prozent wird so Geld vernichtet. "Ein Tagesgeldkonto ist gut für die kurzfristige Liquiditätsreserve, aber es ersetzt keine langfristige Anlagestrategie, die auch andere Anlageklassen mit berücksichtigen muss", sagt Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau.

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Doch von den fast fünf Billionen Geldvermögen der Deutschen stecken nur 28 Prozent in Wertpapieren wie Fonds, Aktien oder Anleihen. Der Rest ist auf den Spar- und Festgeldkonten der Banken und bei Versicherungen gebunkert. "Das sind zu defensive Investments, um langfristig ein Vermögen aufzubauen", sagt der Finanz- und Börsenexperte Wolfgang Gerke.

Denn wer jeden Monat 100 Euro spart und nur zwei Prozent Zinsen erzielt, hat nach 25 Jahren 36 238 Euro zur Verfügung. Bei einer Rendite von sechs Prozent, wie sie im Durchschnitt für eine Aktienanlage unterstellt werden kann, stehen nach 25 Jahren 54 146 Euro zur Verfügung - knapp 50 Prozent mehr. Allerdings können heftige Kurseinbrüche wie 2008 das Vermögen schnell kräftig schmälern. Deshalb raten Experten, schon einige Jahre bevor das Geld für andere Zwecke oder sichere Einkünfte im Alter benötigt wird, zu Umschichtungen in sichere Anlageformen. Denn niemand kann voraussehen, wann solche Einbrüche kommen.

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Neben der finanziellen Absicherung im Alter gibt es noch andere Ziele, für die die Deutschen sparen: die eigene Immobilie, größere Anschaffungen, Reisen und die Ausbildung der Kinder. Schon diese unterschiedlichen Ziele rechtfertigen mehr Anlageformen als Sparbrief oder Lebensversicherung. Während für Anschaffungen wie Möbel oder Auto verzinsliche Sparprodukte die richtige Anlageform sind, können langfristige Ziele wie Altersvorsorge oder die Ausbildung der Kinder ganz anders angegangen werden.

Doch bevor überhaupt ein Euro auf die hohe Kante gelegt wird, müssen existenzielle Risiken wie Krankheit oder Berufsunfähigkeit abgesichert sein. "Denn die eigene Arbeitskraft ist der größte und vermutlich auch der sicherste Vermögenswert, den ein Anleger hat", sagt Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors. Die Höhe des Einkommens entscheidet schließlich darüber, in welchem Umfang Sparleistungen möglich sind. "Wer bei der Ausbildung und der Berufswahl die Weichen falsch stellt, läuft Gefahr, sein ganzes Leben auf dem verkehrten Gleis zu fahren", sagt Naumer. Denn Ausbildung und Berufserfahrung bestimmen das Gehalt. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Geldanlage werden also sehr früh gelegt.

"Für langfristige Sparziele sollte auf die Aktienanlage nicht verzichtet werden", sagt Experte Beck. Dabei muss nicht jeder zum Aktienkenner werden. Denn bei Aktienfonds sorgt ein professionelles Management für die Auswahl der Dividendentitel. Ein Fonds enthält auch viel mehr Aktien, als in einem Privatdepot verwaltet werden können. Das senkt nicht nur das Ausfallrisiko, also den Totalverlust mit einer Aktie, sondern vermindert auch Wertschwankungen, weil sich die Kurse einzelner Aktien gegenläufig entwickeln können. Je nach Ausrichtung des Fonds kann bequem in einzelnen Regionen investiert werden, zum Beispiel in Deutschland, Europa oder gleich weltweit. Globale Aktienfonds brachten in den vergangenen 30 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 6,2 Prozent. Doch wer in Aktien investieren will, braucht einen langen Atem.

Beck rät zu kostengünstigen Indexfonds, die Börsenindizes wie den Deutschen Aktienindex einfach abbilden und leicht kombiniert werden können. "Wie hoch die Aktienquote ausfällt, muss entsprechend der Risikobereitschaft individuell festgelegt werden", sagt Torben Peters von der Nordaktienbank in Hamburg. "Aber jüngere Sparer können einen höheren Aktienanteil im Depot haben, weil sie Kurseinbrüche leichter aussitzen können."

Stärker als gelegentliche Kurseinbrüche kann Planlosigkeit bei der Anlage die Rendite schmälern. Der Zufall bestimmt die Geldanlage. Abgeschlossen wird, was die Werbung oder Freunde empfehlen. "Die Anleger laufen den Entwicklungen hinterher und investieren gern in das, was schon sehr gestiegen ist, zum Beispiel Gold oder Rohstoffe", sagt Arne Burmeister von der G & H Vermögensverwaltung in Hamburg. Oder es gibt große Klumpenrisiken. "Ein Anleger hatte zwei Millionen in Immobilien stecken und nur 60 000 Euro Liquidität", sagt Burmeister. "Das ist keine gesunde Mischung."