Der Medienkonzern steigert 2010 Umsatz und Gewinn

Berlin. Es sind gute Zeiten für Medienunternehmen. Die von der Wirtschaftskrise 2009 besonders heftig gebeutelte Branche profitierte vergangenes Jahr vor allem von der wieder angesprungenen Werbekonjunktur. Auch Marktführer Bertelsmann verkündete gestern höchst erfreuliche Geschäftszahlen. Der Umsatz stieg um 4,5 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro, der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte von 1,4 Millionen auf 1,8 Millionen Euro zu. Die Umsatzrendite lag bei 11,7 Prozent. Und unterm Strich stand ein Jahresüberschuss von 656 Millionen Euro. 2009 waren es nur magere 35 Millionen Euro.

Doch die Freude über gut gehende Geschäfte kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Unternehmensbereiche des Medienkonzerns höchst unterschiedlich entwickelten. Dank der prächtig gedeihenden RTL Group, deren Ebit von 1,1 Milliarden Euro knapp 60 Prozent des Unternehmensgewinns ausmacht, ist Bertelsmann heute ein Fernsehkonzern mit angeschlossenem Zeitschriftenhaus (Gruner + Jahr), Buchverlag (Random House) und Dienstleister (Arvato). Die in der Direct Group gebündelten Buchklubs, einst die Keimzelle des Unternehmens, spielen fast keine Rolle mehr. 2010 trennte man sich von Klubablegern in Portugal, Italien und Australien. Derzeit wird das Frankreich-Geschäft verkauft. Danach wird der Umsatz der Direct Group bei unter 500 Millionen Euro liegen.

Zu den Erfolgen von Finanzvorstand Thomas Rabe zählt der Schuldenabbau. Seit 2006 gelang es ihm, die Schuldenlast des Konzerns um fünf Milliarden auf 4,9 Milliarden Euro zu reduzieren. Die reinen Finanzschulden betragen nur noch 1,9 Milliarden Euro. "Das Thema Verschuldung ist für uns erledigt!", jubilierte Rabe.

Das setzt Mittel frei für Investitionen. Eine Milliarde Euro will Bertelsmann 2011 ausgeben: Die RTL Group möchte sich in Indien engagieren und bietet um die zum Verkauf stehenden belgischen Sender der ProSiebenSAT.1 Media AG mit. BMG, die Musikrechtetochter der Gütersloher, die noch zu klein ist um einen eigenen Firmenbereich zu bilden, interessiert sich für die Kataloge von EMI und Warner. Gruner + Jahr könnte endlich den schon seit Langem angekündigten Einstieg in das Geschäft mit Fachinformationen vollziehen. Und aus den mindestens ebenso lange versprochenen Investitionen in die Geschäftsfelder Bildung und Gesundheit könnte auch etwas werden.

Für die Zukunft ist man bei Bertelsmann prinzipiell optimistisch: 2011 sollen Umsatz und Gewinn weiter steigen - wenn, ja wenn die "weltwirtschaftlichen Risiken" nicht überhandnehmen. Gemeint ist unter anderem die schwierige Lage der japanischen Wirtschaft nach Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe. Würde Hartmut Ostrowski vor diesem Hintergrund wie noch vor gut sieben Monaten in einer Anzeigenkampagne die Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken fordern? Ja, das würde er, sagt der Bertelsmann-Chef. Eine Antwort, die man in Zeiten wie diesen so nicht oft zu hören bekommt.