Medienunternehmer sagt in München als Zeuge aus

München. Es ist eine fast geisterhafte Szene, als der greise Leo Kirch im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben wird. Dort wartet schon der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer - sein Erzfeind, den Kirch für die Insolvenz seines Medienimperiums verantwortlich macht. Beide würdigten sich am Freitag vor dem Oberlandesgericht München keines Blickes - obwohl sie nur knapp zwei Meter voneinander entfernt saßen. Breuer - braun gebrannt, mit weißem Haar - vertieft sich in seine Unterlagen, während der 84-jährige Kirch, der wegen seiner jahrelangen Diabetes ohnehin fast blind ist, seinen Blick auf die Richterbank heftet.

Es ist das erste Mal seit fast zehn Jahren, dass sich die beiden Kontrahenten in dem erbittert geführten Rechtsstreit öffentlich begegnen. Kirch sitzt im Zeugenstand. Er trägt eine Trachtenjacke und lächelt milde. Breuer sitzt umringt von Anwälten links davon.

Kirch kann dem Verfahren nur mit Mühe folgen. Der frühere Medienunternehmer hat nach einer Bronchitis Probleme zu sprechen. Leise und heiser krächzt er: "Ich werde mich bemühen, so gut ich kann." Der Richter lässt festhalten: "Der Zeuge versteht die Ausführungen anderer, ist aber sichtlich am Sprechen gehindert. Er kann nur sehr leise sprechen, und jedes Wort bereitet ihm sichtlich Mühe." Es ist der dritte Anlauf, Kirch in dem Prozess als Zeugen zu vernehmen. Zweimal hatte er wegen Krankheit abgesagt.

Der Ex-Unternehmer wirft Breuer vor, ihn mit einem Interview, in dem er sich zur Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe geäußert hatte, in den ökonomischen Untergang getrieben zu haben, und verlangt Schadenersatz in Milliardenhöhe. Aufgeben kommt für Kirch trotz seines Zustands nicht infrage: Eine gute Stunde steht er den Richtern Rede und Antwort - was wegen der Verständigungsprobleme schwierig ist.

Kirch hat seine Vertraute Gertrude Barrera-Vidal mitgebracht, die bereits bei der Kirch-Gruppe für ihn gearbeitet hat. Sie sitzt neben ihm und soll die Aussagen Kirchs noch einmal klar verständlich wiederholen. Das gelingt aber nur zum Teil und bietet Anlass für beide Streitparteien, die Aussagen Kirchs in die eine oder andere Richtung zu deuten. Bei dem zähen Frage-Antwort-Spiel versuchen die Richter, Kirch zu entlocken, wie eng seine Geschäftsbeziehungen zur Deutschen Bank waren.

Nach einer guten Stunde hat das Spektakel ein Ende. Sein Arzt erklärt Kirch für vernehmungsunfähig. Seine Befragung soll zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden.