Hapag-Lloyd fährt wegen unsicherer Lage nur noch Kobe an. Firmen erwägen Kurzarbeit wegen Nachschubmangels

Hamburg. Zwei Wochen nach der Naturkatastrophe in Japan erreichen die Auswirkungen zunehmend auch die deutsche Wirtschaft. So steuern mit Hapag-Lloyd und Claus-Peter Offen gleich zwei große Hamburger Reedereien die Häfen in Tokio und Yokohama vorübergehend nicht an, um Besatzungen und Schiffe vor radioaktiver Strahlung zu schützen. Hamburg Süd entscheidet im Einzelfall, ob die Ziele angefahren werden. Gestern liefen noch Schiffe von Hamburg Süd in Tokio und Yokohama ein. Mit der Entscheidung gingen die Reeder deutlich über die Empfehlung der Bundesregierung hinaus, die ein Gebiet im Umkreis von 100 Kilometern um das Atomkraftwerk Fukushima als potenzielle Gefahrenzone angegeben hatte.

"Sicherheit hat für uns den höchsten Stellenwert", sagte Eva Gjersvik, Sprecherin von Hapag-Lloyd. Die Reederei habe die betroffene Region bereits vom ersten Tag an gemieden, momentan werde lediglich der Hafen in Kobe im Süden des Landes angefahren. "Wir beobachten die Lage stündlich", erklärte Gjersvik weiter. Über entstandene Verluste wollte sie sich nicht äußern.

Mehrere deutsche Firmen prüfen unterdessen, Kurzarbeit wieder einzuführen. Sie befürchten, aufgrund von Lieferengpässen ihre Produktion zurückfahren zu müssen, teilte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit. Betroffen ist nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" vor allem die Automobilbranche. Auch Firmen aus der Hansestadt haben sich nach Informationen des Abendblatts nach den Möglichkeiten für Kurzarbeit erkundigt. Der Hamburger Arbeitsagentur liegen vier Anfragen vor - aus den Bereichen Logistik, Medizintechnik, Messtechnik und aus der Reisebranche. Dabei handelt es sich laut Arbeitsagentur aber um eine reine Vorsorgemaßnahme. Sollte die Situation in Japan angespannt bleiben, könnte es langfristig zu Problemen bei der Zulieferung wichtiger Bauteile kommen.

Beim Kamerahersteller Olympus, der seine Europazentrale in Hamburg hat, läuft die Produktion problemlos. Man habe die Logistik umgestellt und so den Ausfall eines Werkes kompensiert, sagte eine Sprecherin. Allerdings sei nicht abschätzbar, ob es noch zu Engpässen bei Zulieferern komme. Der Industrieverband Hamburg geht davon aus, dass viele Firmen Kurzarbeit erst später anmelden könnten. "Uns ist kein akuter Fall bekannt", sagte Sprecher Marc März. Bevor eine Firma auf Kurzarbeit umstellen kann, muss sie ohnehin alle anderen firmeninternen Möglichkeiten ausschöpfen.