Gesellschafter warten auf freundlicheres Umfeld. Aktueller Geschäftsbericht gilt nur bis zum 13. Mai

Hamburg. Die Entscheidung über einen Termin für einen Börsengang von Hapag-Lloyd ist zwar verschoben. Doch die Gesellschafter von Hamburgs Traditionsreederei halten grundsätzlich an dem Gang auf das Parkett fest. "Der Börsengang ist nicht abgesagt", hieß es gestern dazu aus mit der Lage vertrauten Kreisen. Der Reisekonzern TUI hält zudem an seiner Anfang März getroffenen Entscheidung fest, Anteile von Hapag-Lloyd im Rahmen eines Börsengangs zu verwerten. "Diese Ermächtigung für den Vorstand bleibt bestehen. Wir verfolgen diesen Weg weiter", sagte ein TUI-Sprecher gestern dem Abendblatt. Auch bei der Reederei sind nach Informationen des Abendblatts die Vorbereitungen für den Gang aufs Parkett nicht gestoppt. Das ist die Voraussetzung dafür, dass ein günstiges Börsenumfeld relativ rasch genutzt werden kann. Der Beschluss der Gesellschafter von Montagabend, die Grundsatzentscheidung für den Börsengang noch zurückzustellen, ist die Reaktion auf die Naturkatastrophen und die von den Atomkraftwerken ausgehende Gefahr in Japan sowie die Luftangriffe auf Libyen. "Sie haben bei den Anlegern zu einer Verunsicherung geführt", sagte Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse, dem Abendblatt.

Wie rasch nun mit einem Börsengang zu rechnen ist, ist offen. Klar ist aber, dass die Daten aus dem am vergangenen Freitag vorgelegten Geschäftsbericht nur noch bis zum 13. Mai für das Angebot von Aktien ausreichen. Für einen späteren Börsengang müsste die Reederei auch die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres vorlegen. Dies könnte zu weiteren Verzögerungen führen. Geplant ist zurzeit, mindestens 30 Prozent der Anteile von Hapag-Lloyd an die Börse zu bringen, die allein aus dem Besitz der TUI stammen.

Der Reisekonzern steht aber derzeit offensichtlich nicht unter Verkaufsdruck. Denn zuletzt konnte die TUI ihre finanzielle Situation verbessern. So wird sie im Mai 315 Millionen Euro aus dem Verkauf von 11,33 Prozent der Anteile von Hapag-Lloyd an das Konsortium erhalten. Die Finanzierung dafür hatte die Holding des Logistikunternehmers Klaus-Michael Kühne sichergestellt. Zudem wurden jetzt knapp 339 Millionen Euro durch die Ausgabe einer Wandelanleihe erlöst, die bei Altaktionären und institutionellen Anlegern aus dem In- und Ausland platziert wurde, wie die TUI gestern mitteilte. Damit erhöhen sich die Einnahmen auf mehr als 650 Millionen Euro. Allerdings will das Unternehmen im Gegenzug andere Anleihen zurückkaufen. Wie hoch dieses Volumen ist, soll am kommenden Freitag bekannt gegeben werden.