Durchschnittsvergütung steigt auf 4,7 Millionen Euro im Jahr. VW-Chef Martin Winterkorn ist der Spitzenverdiener und erhält fast doppelt so viel

Hamburg. Deutschlands Manager profitieren von der anziehenden Konjunktur. Nachdem die Gehälter der 30 wichtigsten börsennotierten Unternehmen (DAX-Konzerne) 2009 wegen der Finanzmarktkrise gesunken waren, stiegen sie im vergangenen Jahr wieder kräftig um 16 Prozent an. Das ergab eine Studie der Beratungsgesellschaft Towers Watson auf der Basis von bislang 21 Geschäftsberichten. Damit war der Gehaltszuwachs in der obersten Führungsebene weit höher als bei den tariflich gebundenen Arbeitnehmern, die nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung mit wenigen Ausreißern zwischen 1,5 und 2,5 Prozent lagen.

Das Rennen machte im vergangenen Jahr Volkswagen-Chef Martin Winterkorn mit 9,33 Millionen Euro. Der Automann lag knapp vor Siemens-Chef Peter Löscher mit 8,914 Millionen sowie Daimler-Boss Dieter Zetsche mit 8,7 Millionen Euro. Schlusslicht ist bislang Beiersdorf-Chef Thomas-B. Quaas mit gut einer Million Euro Jahresvergütung. Doch das Ranking kann sich noch ändern. Schließlich haben neun Konzerne ihre Geschäftsberichte noch nicht veröffentlicht.

Es fehlen unter anderem die Angaben von Allianz, Metro, SAP und der Commerzbank. Das Geldinstitut wurde mit Staatshilfen gerettet. In einem solchen Fall wird das Jahresgehalt bei 500 000 Euro gedeckelt. Die Gewerkschaft Ver.di kritisiert, dass in den Banken überhaupt Boni gezahlt werden. "Es ist für normale Beschäftigte schwer vermittelbar, weil die Allgemeinheit zur Rettung der Banken beigetragen hat", sagte Ver.di-Sprecher Christoph Schmitz.

Das Durchschnittsgehalt der deutschen Top-Manager lag laut Towers Watson bei 4,7 Millionen Euro. Damit sei wieder das Vorkrisenniveau erreicht worden. Die Höhe der Zahlungen hat sich zudem an das europäische Niveau angeglichen. In den USA verdienten 2010 die Konzernchefs mit umgerechnet 11,4 Millionen Euro jedoch deutlich mehr. Nachdem 2009 in Deutschland das Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung in Kraft getreten ist und die Anteilseigner über die Höhe der Top-Gehälter mitbestimmen dürfen, gibt es kaum noch Kritik seitens der Aktionärsschützer an dem Vergütungssystem. "Prinzipiell gilt, dass steigende Gewinne eines Unternehmens auch zu höheren Vergütungszahlungen führen können", sagte Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dem Abendblatt. Sorgen bereiten der DSW aber immer noch die Pensionszahlungen der Unternehmen fürs Top-Management. "Hier muss es noch mehr Transparenz geben", so Cabras.

Nach der Analyse hat die Mehrheit der Konzerne langfristige Ziele in ihre Vergütungsmodelle eingebaut. Diese Beträge würden teils verzögert ausgezahlt und tauchten in aktuellen Vergütungsangaben oft nicht mehr auf. "Durch die Komplexität wird es weniger transparent als in der Vergangenheit", sagte Ralph Lange von Towers Watson. Als Beispiel für die neue Unschärfe nannte er Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Der Schweizer verdient laut der Übersicht 6,3 Millionen Euro, kann aber später Nachschläge in Millionen-Höhe erwarten. Für das Jahr 2010 kommt Ackermann nach Zahlen der Deutschen Bank deshalb auf insgesamt rund 8,9 Millionen Euro Jahresvergütung. Davon bekommt er zunächst bar rund 2,7 Millionen Euro ausgezahlt.

Auskunft über das tatsächliche Einkommen eines Managers gebe die Studie aber nicht. Einkünfte aus Beratungstätigkeiten und Aufsichtsratsposten in weiteren Unternehmen seien bei den Berechnungen unbeachtet geblieben, so Lange.