Patent- und Markenamt registriert 60.000 Neuerungen. Hamburger Körber-Tochter und Airbus sind diesbezüglich besonders innovativ.

Hamburg. Sie schaffen bis zu 20 000 Zigaretten in der Minute, stoßen immer weniger Emissionen aus und sind in der Lage, bis zu vier verschiedene Materialien wie Zellstoff oder Kohle in einen Filter zu stopfen. Die Zigaretten- und Filtermaschinen der Körber-Tochter Hauni gelten als weltweit führend. Geschützt wird das Ingenieur-Wissen im Unternehmen seit 1952 von mehreren Tausend Patenten, jedes Jahr kommen mehrere Dutzend hinzu. "Innovationen sind unser Kerngeschäft", sagt Körber-Sprecherin Bettina Lichtenberg. "Wir brauchen die Patente, um es abzusichern."

In Hamburg zählt Körber neben den Windkraftherstellern Nordex und Repower sowie Beiersdorf und Philips zu den besonders innovativen Unternehmen. Airbus gehört mit 216 Patentanmeldungen sogar zu den 50 aktivsten Firmen, die 2010 Kontakt mit dem Deutschen Patent- und Markenamt hatten. "Mehr als ein Drittel der Anmeldungen kommt von Airbus Deutschland. Sie betreffen alle Flugzeugtypen und reichen von der Kabine über die Elektronik bis hin zu Verbesserungen bei Verbundwerkstoffen und Metallen für die Flugzeugstruktur", sagt Airbus-Sprecherin Nina Ohlerich.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 59 245 Erfindungen im Patentamt vorgestellt - 338 weniger als noch 2009. "Wir spüren noch Auswirkungen der Wirtschaftskrise, weil die Zahl der Anmeldungen zeitversetzt reagiert", erklärt Patentamts-Sprecherin Bettina Berner. Insgesamt ging 2010 ein Fünftel der Anmeldungen in Deutschland aus dem Ausland ein. Damit liegt die Zahl der von Deutschen angemeldeten Patente bei 47 047 (siehe Tabelle). Trotz des leichten Rückgangs bei den Zahlen sei man aber zufrieden. Schließlich sei die Zahl der Anmeldungen im Jahr 2009 sogar um 4,5 Prozent abgesackt. Berner hält für 2011 nun einen Anstieg auf das langjährige Niveau von insgesamt 60 000 Anmeldungen für Patente für möglich.

Weltweit belegen die deutschen Erfinder den dritten Platz hinter den USA und Japan. China rückte 2010 auf den vierten Platz vor und überholte so Korea. Die beiden asiatischen Staaten fördern Erfindungen besonders aktiv. Auch in Deutschland stiegen die aus Korea angemeldeten Patente genau wie die aus den USA mit einem zweistelligen Prozentsatz. Bundesweit wurden dabei die meisten Innovationen für Fahrzeuge ausgetüftelt, dahinter rangieren Maschinenteile sowie Mess- und Prüfgeräte. Der Schutz der Produkte ist ein einträgliches Geschäft für die Bundesregierung. So erwirtschaftete das Patentamt 2010 einen Überschuss von 65 Millionen Euro, obwohl sich die Zahl der Beschäftigten um 144 auf mehr als 2700 erhöhte. "Das Geld geht in den Bundeshaushalt", so Berner.

Der Anteil Hamburgs an allen von Deutschen angemeldeten Erfindungen lag im vergangenen Jahr bei 1,9 Prozent. In mehreren Branchen sind Firmen an der Elbe aber führend. So hat Körber einen Anteil von 90 Prozent an allen Verbesserungen bei Zigarettenmaschinen, Airbus kommt auf 60 Prozent aller patentierten Erfindungen für Flugzeuge. Bei der Windkraft liegt der Anteil bei 13, in der Medizintechnik bei 7,1 Prozent.

Die Beiersdorf AG steigerte 2010 ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung um drei Millionen Euro auf 152 Millionen Euro und brachte 77 Innovationen statt wie 2009 insgesamt 50 auf den Weg. Schwerpunkte des Kosmetikkonzerns waren neben der Hautpflege auch neue Deodorants. Sie wurden zuletzt sogar auf den unterschiedlichen Körpergeruch von Asiaten, Kaukasiern und Afrikanern ausgerichtet.

Die Dermalog Identification Systems hat dagegen ein neues Verfahren entwickelt, das die Handelskammer als "Patent des Monats April" vorstellen wird. Die technische Innovation soll sicherstellen, dass Kriminelle nicht elektronische Systeme austricksen können, die etwa einen Fingerabdruck zur Identifikation nutzen. "Dabei wird sogar angezeigt, ob bei einem aufgelegten Finger ein Plusschlag vorhanden ist", sagt Michael Kuckartz, der Leiter des Innovations- und Patentzentrums in der Handelskammer.

"Die Hamburger Firmen sind bei den Patenten aktiv", ist der Hamburger Experte sicher. "Dennoch sind auch hier die Auswirkungen bei den Anmeldungen noch zu spüren." Ohnehin drängen die Kammer und die Hamburger Landeshochschulen-Rektorenkonferenz darauf, mit den Anstrengungen für Innovationen nicht nachzulassen. "In Hamburg investieren sowohl die Wirtschaft als auch die Stadt noch zu wenig in Forschung und Entwicklung (F&E)", heißt es dazu in einem Ende Oktober vorgestellten Memorandum. So seien zuletzt nur 1,94 Prozent des Bruttoinlandsproduktes des Landes in F&E geflossen, während der bundesweite Durchschnitt bei 2,54 Prozent lag. Immerhin: Bei der Anmeldung von Marken, die als Namen oder Bild für ein neues Produkt kreiert werden, liegt Hamburg mit 198 auf 100 000 Einwohner im Vergleich mit allen anderen Bundesländern vorn. 3508 Neuerungen wurden 2010 registriert. "Diese Spitzenstellung", sagt Sprecherin Berner, "sichern sich die Hamburger schon seit drei Jahren."