Franz Koch löst Jochen Zeitz ab. 2000 war er mit dem Harvestehuder THC deutscher Hockeymeister

Herzogenaurach. Wenn schon die Produkte von Puma zuletzt nicht mehr sonderlich überraschten, schafft das der Herzogenauracher Sportartikler jetzt mit einer Spitzenpersonalie. Denn neuer Konzernchef wird mit dem erst 32 Jahre alten Franz Koch ein bisher in der Öffentlichkeit Unbekannter. Auch intern stand der neue Topmanager nicht in der ersten Reihe. Er ist kein amtierender Vorstand. "Ich bin überzeugt, dass Franz Koch der richtige Mann zur richtigen Zeit ist", zeigte sich sein scheidender Vorgänger Jochen Zeitz zuversichtlich. Er glaubt nicht, dass die Benennung intern für Unruhe sorgt und übergangene Vorstände nun verärgert den Hut nehmen könnten.

Puma habe mehr als 100 Kandidaten innerhalb und außerhalb des drittgrößten Sportartikelkonzerns der Welt geprüft und Koch als Besten ermittelt, sagte Zeitz. Der Überraschungschef wurde von ihm offenbar im Hintergrund als Kronprinz aufgebaut. Koch hat 2009 als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise ein Puma-Sanierungsprogramm und zusammen mit Zeitz den aktuellen Fünf-Jahres-Wachstumsplan für die Marke mit der springenden Wildkatze entwickelt. Insofern steht der Neue für Kontinuität. Er werde beim Sport-Lifestyle-Konzern, der unter Zeitz lange Zeit genial Sport und Mode kombiniert hat, kurzfristig nicht viel ändern, sagte Koch bei seiner Vorstellung betont zurückhaltend. Das Ziel, den Umsatz bis 2015 auf vier Milliarden Euro zu steigern, hat er selbst mitentwickelt. 2011 lagen die Erlöse auf dem Rekordwert von 2,7 Milliarden.

Koch studierte zuvor in Leipzig und Sydney Betriebswirtschaft und war anschließend bei der internationalen Beratungsgesellschaft Oliver Wyman. Auf alle Fälle verkörpert der gebürtige Lübecker für Puma, für die er seit 2007 arbeitet, wichtige sportliche Tugenden. Er hat Feldhockey auf professionellem Niveau gespielt und war 2000 mit dem Harvestehuder Tennis- und Hockey-Club deutscher Meister.

Beruflich tritt er jetzt in große Fußstapfen. Denn als Zeitz 1993 - damals mit 30 Jahren ähnlich jung wie sein Nachfolger heute - bei Puma das Sagen übernommen hat, galt das Unternehmen als Pleitekandidat. Zeitz brachte die emotionale Welt der Mode in das Reich verschwitzter Sportler und machte Puma zu einer begehrten Marke, die schneller wuchs als die Marktführer Nike und Adidas. Das hat sich zuletzt geändert. Zeitz übergibt Puma geordnet, aber nicht mehr auf dem Höhepunkt.

Insofern tritt Koch kein leichtes Erbe an, zumal der als "Mister Puma" geltende Zeitz als eine Art Übervater über Puma schweben wird. Denn Zeitz wird zum einen mit der Umwandlung der Franken in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) Mitte April neuer Oberaufseher. Zum anderen managt er in Zukunft für die französische Puma-Mutter PPR dessen Sport- und Lifestylebereich. Dessen Kern ist Puma. Um die Franken herum soll Zeitz für den Luxusgüterkonzern PPR weitere Sportartikler und Modefirmen kaufen und zu einer schlagkräftigen Gruppe schmieden. Auch von daher dürfte Kochs Spielraum eher beschränkt sein. Zeitz lobt ihn schon mal als pragmatisch und kündigte eine enge Zusammenarbeit an.