Dirk Ehlers löst bei Eppendorf AG langjährigen Vorsitzenden Klaus Fink ab. Medizintechnikspezialist wächst stabil

Hamburg. Klaus Fink wird demnächst 68 Jahre alt. 23 Jahre stand der Wirtschaftsingenieur als Chef an der Spitze des Hamburger Laborgeräteherstellers Eppendorf AG. Jetzt wechselt er als Vorsitzender in den Aufsichtsrat. "Ich gehe mit 67 in Rente", sagte Fink im Gespräch mit dem Abendblatt und schmunzelt. Sein Nachfolger ist bereits seit Oktober an Bord.

Der ehemalige McKinsey-Berater Dirk Ehlers, von 2001 bis 2007 Finanzchef beim Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec, übernimmt Anfang Mai das Ruder. In den vergangenen drei Jahren lebte Ehlers mit seiner Frau und den drei Kindern in der Schweiz, wo der Manager den Bereich Professional Diagnostics des Pharmariesen Roche leitete. "Ich freue mich, wieder in Hamburg zu sein", sagte der 51-Jährige. Nun hat er es nicht mehr so weit zu seiner Lieblingsinsel Föhr, auf der er seit Jahren mit seiner Familie Urlaub macht.

Der promovierte Physiker Ehlers findet ein gut bestelltes Feld vor. 2650 Menschen arbeiten weltweit für das Unternehmen, das mit seinen zahlreichen Produkten wie Pipetten und Zentrifugen für Forschungslabors weltweit auf vielen Gebieten Marktführer ist. 630 Beschäftigte zählt Eppendorf in seiner Zentrale in Poppenbüttel und in der danebenliegenden Produktion. Weltweit betreibt das Unternehmen neun Werke. Wirklich belastet hat die Finanzkrise 2008 und 2009 den Betrieb nicht. "Wir sind in den vergangenen zehn Jahren mit Ausnahme von 2009 immer zweistellig gewachsen", sagte Fink, und fast scheint es so, als ob ein wenig Wehmut aufkommt.

Eppendorf bietet Forschungsinstituten, Chemie- und Pharmakonzernen sowie staatlichen Untersuchungsämtern die nötigen Produkte, um Krankheiten zukünftig besser zu bekämpfen. Wie etwa die Pipetten, mit denen das 1945 auf dem Gelände der Uniklinik Eppendorf von Heinrich Netheler und Hans Hinz gegründete Familienunternehmen groß geworden ist.

Im Krisenjahr 2009 erwirtschaftete der Hamburger Medizintechnikspezialist mit 433 Millionen Euro einen um 5,6 Prozent gestiegenen Umsatz. Der Gewinn legte sogar um 7,3 Prozent auf knapp 48 Millionen Euro zu. Im vergangenen Jahr waren die Wachstumsraten wieder zweistellig. Zwar liegen die genauen Zahlen noch nicht vor, aber Fink geht davon aus, dass die Erlöse knapp unter einer halben Milliarde Euro betragen werden. Auch beim Gewinn rechnet er mit höheren Zuwachsraten.

Einen großen Schritt nach vorn machte Eppendorf 2008 mit der Übernahme des US-Unternehmens New Brunswick, das rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. "Seither sind wir auch führend bei Spezialgefriergeräten, die auf minus 80 Grad kühlen", sagte Fink, der Eppendorf in den vergangenen Jahren konsequent internationalisiert hat.

Das Unternehmen ist inzwischen in fast jedem Land der Erde vertreten, mit eigenen Niederlassungen oder in Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern. Das hat dazu geführt, dass der Umsatzanteil in Deutschland nun bei unter zehn Prozent liegt. Das meiste Geschäft macht das Unternehmen mit jeweils fast 40 Prozent Umsatzanteil in Amerika und Europa. Rund 20 Prozent entfallen auf Asien. "Der Anteil Asiens wird sich weiterhin überproportional erhöhen", sagte Fink.

Mit Ehlers an der Spitze will sich Eppendorf noch stärker als bisher um den Bereich Zelltechnologie kümmern. "Mit der Übernahme von New Brunswick verfügen wir auch über Bioreaktoren", sagte Ehlers. Konkret handelt es sich um Geräte, in denen Organismen kontrolliert vermehrt werden. "Anwender sind zum Beispiel Pharmafirmen, die mit dieser Technik Insulin herstellen", so Ehlers. Der Marktbereich wächst jährlich weltweit um vier bis sechs Prozent. "Und wir wollen natürlich schneller als der Markt wachsen", sagte Ehlers. In dieser Frage gibt es keinen Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Chef des Hamburger Weltmarktführers.