Inflationsrate klettert auf 2,1 Prozent. Tendenz weiter steigend

Hamburg. Die Explosion der Energiepreise hat die Inflation in Deutschland erstmals seit zweieinhalb Jahren über den kritischen Wert von zwei Prozent getrieben. Im Februar stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Für Heizöl musste im Jahresvergleich 28 Prozent mehr ausgegeben werden. Kraftstoffe kosteten zwölf Prozent mehr und Strom wurde um 7,5 Prozent teurer. Im Vergleich zum Vormonat verteuerte sich die Lebenshaltung um 0,5 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht stabile Preise bei einer Teuerungsrate von 1,9 Prozent gewahrt. "Mehr als zwei Prozent gelten als Überschreitung der Warnschwelle", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse. Da Europas größte Volkswirtschaft diese Marke nun gerissen hat, wird die EZB sich bald von der Politik des billigen Geldes verabschieden und die Zinsen im Euro-Raum erhöhen. EZB-Präsident Jean Claude Trichet hatte Anfang März eine mögliche Zinserhöhung im April in Aussicht gestellt. Es wäre die erste Anhebung seit fast drei Jahren.

Experten zweifeln allerdings daran, dass ein solcher Zinsschritt die Inflation eindämmen kann. "Für Deutschland wird das keine großen Auswirkungen haben", sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management dem Abendblatt. Gemessen an der Inflationsrate und dem zu erwartenden Wirtschaftswachstum müsste der Leitzins für Deutschland bei vier Prozent stehen. Solche hohen Zinsen können aber Euro-Länder, die unter der Staatsschuldenkreise leiden, nicht verkraften.

Walk erwartet deshalb in Deutschland weiter steigende Preise. Die Teuerungsrate werde noch in diesem Jahr auf drei Prozent und im nächsten Jahr auf vier bis fünf Prozent steigen, lautet seine Prognose. "Ursache ist die Preisentwicklung bei Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Das sind längerfristige Entwicklungen." So werde der Fleischverbrauch in den Schwellenländern in den nächsten zehn Jahren um 16 Prozent pro Kopf steigen. Wachsende Einkommen sorgen für veränderte Essgewohnheiten. "Gleichzeitig wächst die Bevölkerung, was die Dynamik noch erhöht", sagt Walk.

Auch der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, erwartet eine galoppierende Inflation. "In den nächsten zwei bis vier Jahren müssen wir uns auf eine Inflationsrate von bis zu vier Prozent einstellen", sagte er dem "Tagesspiegel". Das große Risiko sei, dass es nicht bei vier Prozent bleibe.

"Ich sehe bei der Preisentwicklung keinen Grund für Hysterie", sagt dagegen Chefvolkswirt Intelmann. "Wir gehen davon aus, dass die Inflationsrate im nächsten Jahr maximal 2,5 Prozent erreichen wird." Seine Einschätzung begründet er damit, dass die Steigerungsraten, die jetzt für den Anstieg der Inflation verantwortlich sind, mit der Zeit aus der Berechnung herausfallen. Denn die Preisentwicklung wird immer nur auf Jahresbasis verglichen. Diese Überlegung geht aber nur auf, wenn die Rohstoffpreise nicht weiter steigen, wovon Intelmann ausgeht.