Forschungsinstitute erhöhen Prognosen deutlich

Kiel/Essen. Die Konjunkturforscher sagen der deutschen Wirtschaft ein weiteres Boomjahr voraus. Vor allem die Exporte und die gute Stimmung im Inland sorgen für Zuversicht. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erhöhte gestern seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 2,5 auf 2,9 Prozent. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hob seine Vorhersage von 2,3 auf 2,8 Prozent an. Einig sind sich die Konjunkturexperten auch darin, dass es 2012 weiter aufwärts gehen soll. Umstritten ist allerdings das Tempo. Während das RWI mit einem Wachstum von 2,4 Prozent rechnet, erwarten die Kieler Wissenschaftler nur noch ein Plus von 1,6 Prozent. Hauptgrund für die Verlangsamung des Aufschwungs sei das Nachlassen der Wachstumsimpulse aus dem Export.

Am Arbeitsmarkt wird die Zahl der Erwerbstätigen 2011 laut RWI im Jahresdurchschnitt um knapp 500 000 und 2012 nochmals um fast die gleiche Zahl zunehmen. Die Arbeitslosenquote könne damit deutlich unter sechs Prozent sinken. Das IfW rechnet mit Arbeitslosenquoten von 7,1 Prozent in diesem Jahr und 6,7 Prozent im nächsten Jahr. Damit nähere sich Deutschland der Vollbeschäftigung an.

Schon bald könnte der Optimismus aber einen Dämpfer erhalten: Angesichts der steigenden Preise für Energie und Nahrung warnen die Institute und die Europäische Zentralbank (EZB) vor Inflationsrisiken. Das RWI erwartet Preissteigerungen von 2,5 Prozent (2011) und 2,4 Prozent (2012), das IfW nur geringfügig niedrigere Raten. Zum Vergleich: 2010 betrug sie nur 1,1 Prozent. Das Ende des billigen Geldes steht womöglich kurz bevor: EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte jüngst ungewohnt deutlich angedeutet, dass die EZB schon im April an der Zinsschraube drehen könnte. Höhere Zinsen bremsen den Preisauftrieb, sie verteuern aber auch Kredite - das wäre Gift für die Konjunkturerholung. Als weiteres Risiko sehen die Experten die Schuldenkrise in Europa an.