Größter deutscher Autobauer verachtfacht Gewinn. Konzernchef Winterkorn verdient 9,3 Millionen Euro, Vorstände verdoppeln Bezüge

Wolfsburg/Hamburg. VW-Chef Martin Winterkorn wirkte entspannt. Gestern in Wolfsburg, als der Autobauer die nächste Etappe im Wettrennen um die Weltspitze in der Branche eröffnete. "Dass Toyota nicht ohne Widerstand Platz eins räumen wird, überrascht uns nicht", sagte der Manager. Aber die Voraussetzungen für den größten deutschen Autohersteller, den japanischen Rivalen zu überholen, sind besser denn je. Nachdem der Konzern im Rekordjahr 2010 mehr als sieben Millionen Fahrzeuge verkaufte und seinen Gewinn auf 7,2 Milliarden Euro verachtfachte, will das Unternehmen auch dieses und im kommenden Jahr durchstarten.

Weltweit gingen allein im Januar und Februar 1,2 Millionen Autos der neun Konzernmarken (darunter VW, Audi, Skoda) an die Kunden. Das sind 17,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bis spätestens 2018 wollen die Wolfsburger mit dann zehn Millionen verkaufter Autos Toyota an der Weltspitze ablösen. "Von der Erreichbarkeit unserer Ziele sind wir mehr denn je überzeugt", bekräftigte Winterkorn.

Auch im Bereich alternativer Antriebe will der Konzern, der 2010 seinen Umsatz um mehr als ein Fünftel auf 126,9 Milliarden Euro gesteigert hat, aufholen. In Wolfsburg wird für 80 Millionen Euro eine neue Zentrale zur Entwicklung von Elektroautos entstehen. Dort sollen 1100 Ingenieure und Techniker an dem Zukunftsthema arbeiten.

Auch in anderen Bereichen legt VW kräftig nach. Bis 2018 sollen weltweit 50 000 neue Jobs geschaffen werden, 5000 bis 6000 davon in Deutschland. Dabei setzt das Unternehmen auch auf Frauen. Der Autobauer peilt einen generellen Anteil von 20 Prozent Mitarbeiterinnen an. Derzeit sind von allen Beschäftigten gerade mal 14 Prozent weiblich. "Im gesamten Management sind es zehn Prozent", sagte VW-Personalchef Horst Neumann.

Vor allem der Vorstand hat von der Wachstumsstrategie profitiert. Insgesamt wurde die Vergütung der acht Vorstände im Rekordjahr 2010 mit 36,7 Millionen Euro fast verdoppelt, wie aus dem Geschäftsbericht des Konzerns hervorgeht. Mit 9,3 Millionen Euro verdiente Vorstandschef Martin Winterkorn mit Abstand am meisten und rund 2,7 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Damit hängte er den Daimler-Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche deutlich ab, der mit 8,7 Millionen Euro nach Hause ging. Winterkorns Kollegen bekamen jeweils mehr als vier Millionen Euro, ausgenommen Michael Macht, der erst im vergangenen Oktober vom Sportwagenbauer Porsche nach Wolfsburg wechselte. Die Mitarbeiter in den westdeutschen VW-Werken erhielten einen einmaligen Bonus in Höhe von 4000 Euro.

Besonders stark stieg der Absatz in Russland, China und den USA. In Europa sind die Steigerungen dagegen meist geringer. "Das Gravitationszentrum verschiebt sich mehr und mehr", so Winterkorn. Während das Unternehmen mit seiner neuen Fabrik in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee den nordamerikanischen Markt endlich besser in den Griff bekommen will, soll in Fernost die als schwierig geltende Kooperation mit dem japanischen Kleinwagenspezialisten Suzuki vorankommen. Man sei mit der Beteiligung zufrieden, sagt Winterkorn - die Zusammenarbeit verschiedener Kulturen sei aber kein Selbstgänger. "Wir hier im Abendland sind manchmal entscheidungsfreudiger." Ob man den Anteil von 20 Prozent ausbauen könne, blieb unklar. "Konkrete Projekte werden derzeit mit den Kollegen diskutiert."

Die ins Stocken geratene Verschmelzung von Volkswagen und Porsche steht aus Sicht Winterkorns nicht zur Diskussion. "Unabhängig von allen formalen Fragen möchte ich eines festhalten: Der integrierte Konzern wird auf jeden Fall kommen", sagte er. Das neue Team werde dauerhaft an der Tabellenspitze stehen.

Die Kernmarke VW bleibe unterdessen unverzichtbar. Finanzchef Hans Dieter Pötsch sieht sie als "Speerspitze" im Gesamtverbund. Sie öffnet Töchtern und Partnern die Märkte, und sie gilt als Technologieführer im Konzern. Der Einstieg von VW beim Kohlenstoffspezialisten SGL Carbon soll zudem den Bau von Leichtkarosserien anschieben. Auch das Luxussegment habe Potenzial, sagte Vertriebschef Christian Klingler. "Wir gehen davon aus, dass sich der Luxusmarkt in China entwickeln wird." Das Absatzplus soll dieses Jahr mindestens fünf Prozent betragen - so das Ziel.