Hannoveraner Finanzdienstleister weist Vorwürfe zurück

Hamburg/Hannover. Der Finanzdienstleister AWD hat offenbar Zehntausenden Anlegern in Deutschland riskante Beteiligungen an Immobilienfonds empfohlen. Zahlreiche Kunden hätten dadurch Geld verloren oder seien heutzutage sogar "finanziell ruiniert", berichtete gestern die Stiftung Warentest unter Verweis auf eine interne AWD-Kundenliste.

Auf der Liste stünden die Namen von mehr als 30 000 Anlegern, die in verlustreiche "geschlossene Fonds investiert hatten", berichtete auch "Panorama" vom NDR. Die Verbraucher hätten in den 1990er-Jahren in sogenannte Drei-Länder-Fonds investiert. Die Beteiligungen seien ihnen von AWD häufig als sichere Altersvorsorge verkauft worden. Die Beteiligungen hätten AWD zwar hohe Provisionen gebracht, entwickelten sich aber schlecht. Leidtragende seien die Anleger gewesen, die auch nach Abzug von Ausschüttungen und möglichen Steuervorteilen Verluste von teilweise mehreren Zehntausend Euro hinnehmen mussten. Als wegen schlechter Entwicklung der Fonds die Ausschüttungen zurückgingen oder ausblieben, verloren diese nicht nur ihr Investment, sondern blieben auch auf hohen Kreditschulden sitzen.

Die Stiftung Warentest erklärte, die Liste belege erstmals das tatsächliche Ausmaß der Betroffenheit. Bislang habe der frühere AWD-Chef Carsten Maschmeyer, der das Unternehmen zur fraglichen Zeit führte, nur von wenigen Kunden gesprochen.

Das Finanzunternehmen AWD wies unterdessen die Vorwürfe einer Falschberatung von Kunden "nachdrücklich" zurück. Das Unternehmen habe die Fonds damals nur zwischen dem für die wirtschaftliche Entwicklung verantwortlichen Initiator und den Anlegern vermittelt. Dabei seien die Prognosen "überaus positiv" gewesen. Prüfungen, auch von externen Spezialisten, hätten keinen Grund zu Beanstandungen gegeben. Viele der Fonds hätten über Jahre auch Ausschüttungen in Höhe von bis zu neun Prozent gehabt, so AWD. Die Kunden seien stets über das mit einer Beteiligung eingegangene unternehmerische Risiko informiert worden. Aus der "unbestrittenen Tatsache", dass sich die Fonds nicht wie erwartet entwickelt hätten, sei deshalb nicht auf eine mögliche Fehlberatung von AWD zu schließen.