92 Prozent aller Jugendlichen sind mobil erreichbar. Verbraucherschützer geben Tipps gegen Kostenfallen

Hamburg. Das waren noch Zeiten. Als Freundschaftssprüche ins Poesiealbum geschrieben und die Pläne für das Wochenende auf dem Schulhof geschmiedet wurden. Heute kommunizieren Schüler per SMS, nutzen ihr Handy als Spielkonsole oder Kamera - und das mit großer Selbstverständlichkeit.

Neun von zehn deutschen Jugendlichen besitzen mittlerweile ein eigenes Handy, 94 Prozent der Mädchen und 89 Prozent der Jungen zwischen zehn und 18 Jahren. Das ergab eine Umfrage des Hightech-Branchenverbandes Bitkom. Dabei steht längst nicht mehr das Telefonieren im Vordergrund. Mobiltelefone dienen den Jugendlichen als eine Bündelung von Zusatzfunktionen, die für sie alltäglich geworden sind.

So versenden 89 Prozent der Befragten SMS, 74 Prozent fotografieren und 68 Prozent hören Musik mit dem Handy. Über die Hälfte der Teenager vertreiben sich mit Spielen die Freizeit. Aus einem Mittel zum Zweck ist also ein Konsumgut geworden, auf das die Jugendlichen nicht verzichten möchten. Nicht nur, weil sie sich via SMS und Facebook-App verabreden statt auf das Festnetz zurückzugreifen. Das Handy betrachten viele von ihnen als ein Prestigeobjekt. Eines, das sie mithilfe von persönlichen Fotos und Hintergrundbildern, mobilen Spielen und einer Playlist individuell gestalten können. Spätestens seit dem Erfolgszug von Apples iPhone gehören Smartphones zum guten Ton. Ein Handy ohne Kamera, WLAN und Chatfunktion fällt da schon unter die Kategorie "uncool".

Doch genau das birgt Gefahren für die jungen Nutzer, die oft zu leichtfertig kostenpflichtige Abos für Charthits und Klingeltöne abschließen - den zahlreichen Warnungen vor der "Kostenfalle Handy" in den vergangenen Jahren zum Trotz. "Die beste Lösung für Kinder und Jugendliche ist und bleibt das Mobiltelefon mit Prepaidkarte", sagt deshalb André Malitzki von der Verbraucherschutzzentrale in Hamburg. Bei Vertragshandys sei die Gefahr zu groß, am Ende des Monats plötzlich eine Rechnung im dreistelligen Betrag zu erhalten. Selbst spezielle "Juniorverträge", die einzelne Mobilfunkanbieter wie Vodafone oder O2 anbieten, schützen nur bedingt. Denn dabei werden zwar teure Sondernummern gesperrt, das größere Problem stellt jedoch die Kostenkontrolle bei Klingeltönen und Musik-Downloads dar.

"Viele Abos sind schwer kündbar", warnt Malitzki. Manche Firmen arbeiten zudem mit Tricks, versenden Kurznachrichten, die bei Beantwortung automatisch ein Abo zur Folge haben. "Das Kind kann in solchen Fällen überhaupt nichts dafür." Grundsätzlich hat eine Anfechtung von diesen Vertragsabschlüssen vor Gericht gute Chancen. Schwerer sei es dagegen, so der Verbraucherschützer, das Unternehmen selbst zur Verantwortung zu ziehen. "Manchmal existieren diese gar nicht offiziell, und der Betroffene muss sich mit dem Mobilfunkanbieter auseinandersetzen", sagt André Malitzki.

Lassen sich hohe Rechnungen durch bestimmte Prepaid-Tarife kontrollieren, ist der Schutz vor Datenmissbrauch ungleich komplizierter. Mithilfe von Techniken wie Bluetooth und MMS können beispielsweise Videos mit realen Gewaltszenen oder pornografischem Inhalt einfach und schnell weiterverbreitet werden. Als "Happy Slapping" und "Snuff-Videos" werden diese brutalen Filme bezeichnet. Der Jugendliche bekommt sie häufig ungewollt auf sein Handy - wenn er sensible Daten wie seine Mobilnummer in sozialen Netzwerken oder Internetchats nicht entsprechend schützt. Denn selbst wenn sich virtuell mit einem Klick neue Freunde finden lassen, bleibt es dabei: Vertrauen muss wachsen.