Expertin der HSH Nordbank: Neue Jethersteller sind noch keine große Herausforderung

Hamburg. Airbus und Boeing werden in unmittelbarer Zukunft voraussichtlich noch nicht stark von neuen Konkurrenten bedrängt. Zwar will der kanadische Regionaljethersteller Bombardier im Jahr 2013 mit der CSeries ein Flugzeug für bis zu 145 Passagiere auf den Markt bringen. "Ich sehe das zurzeit aber noch nicht als große Herausforderung für die beiden großen Anbieter", sagt Angela Behrend-Görnemann, Leiterin des Bereichs Flugzeugfinanzierung bei der HSH Nordbank. Sie erwartet, dass sich zunächst nur eine begrenzte Zahl von Kunden für das Bombardier-Produkt entscheidet.

Die Pläne des chinesischen Staatsunternehmens Comac für einen Jet ähnlicher Größe, der im Jahr 2016 in den Liniendienst gehen soll, seien zwar durchaus ernst zu nehmen. "Aber es wird einige Jahre dauern, bis ein Flugzeug aus China eine bedeutende Rolle auf dem globalen Markt spielen kann", meint die Expertin. Der Hersteller müsse vor allem ein weltweites Wartungsnetz aufbauen.

Diese Hürde hat Embraer aus Brasilien bereits genommen. "Embraer hat eine breite Kundenbasis und eine sehr attraktive Modellpalette, bewegt sich damit aber nur am unteren Rand der Größenklasse, in der Airbus und Boeing tätig sind."

Nicht zuletzt mit dem Ziel, neue Wettbewerber auf Distanz zu halten, bietet Airbus seinen Kunden vom Jahr 2016 an die Wahlmöglichkeit, die Flugzeuge der A320-Familie mit neuen, besonders sparsamen Triebwerken auszustatten - wobei die Variante A320neo rund sechs bis acht Prozent mehr kostet als die Basisausführung. "Ob dieses Projekt ein Erfolg wird, hängt stark davon ab, wie sich der Ölpreis in den nächsten Jahren entwickelt", sagt Behrend-Görnemann. Schließlich deute vieles darauf hin, dass der Konkurrent Boeing um die Mitte des nächsten Jahrzehnts mit einer kompletten Neuentwicklung seiner 737-Baureihe kontert.

Mit Blick auf das obere Ende der Produktpalette betont die HSH-Managerin: "Es wird sichtbar, dass sich der A380 allmählich seinen Markt erobert. Die Passagiere sind in der Regel begeistert von dem Flugzeug."

Nachdem im vorigen Jahr zusammen gut 1100 Jets bei Airbus und Boeing bestellt wurden, dürfte 2011 ein ähnlich gutes Jahr für die Hersteller werden, erwartet die Flugzeugfinanzierungsexpertin. Sie sieht wachsendes Absatzpotenzial in den USA, weil die dortigen Fluggesellschaften mit sehr alten Flotten unterwegs seien.