Amerikanische Investoren und zwei Hamburger Unternehmen buhlen um den Outdoorspezialisten Jack Wolfskin. Macht Otto das Rennen?

Hamburg. Es geht um das lukrative Geschäft mit Regenjacken, Wanderstiefeln und Rucksäcken: Um den deutschen Outdoorspezialisten Jack Wolfskin ist ein erbitterter Bieterstreit entbrannt. Derzeit buhlen nicht nur ein US-amerikanischer Finanzinvestor und die Markenholding VF Corporation (The North Face) um den Hersteller von Sport- und Reisebekleidung. Auch der ehemalige Tchibo-Miteigner und Milliardär Günter Herz und der Hamburger Otto-Konzern haben Gebote abgegeben. Nach Abendblatt-Informationen sollen sich derzeit exklusive Gespräche mit einem der Interessenten kurz vor dem Abschluss befinden.

Die bisherigen Eigentümer von Jack Wolfskin, die Finanzinvestoren Quadriga Capital und Barclays Private Equity, wollen Kasse machen, nachdem sie das Unternehmen zur überall präsenten Marke mit der Bärentatze ausgebaut haben. Der Verkaufspreis dürfte sich laut Bieterkreisen bei rund 600 Millionen Euro bewegen. Weder die Eigentümer noch Otto oder Günter Herz wollten sich gestern zum Stand des Verfahrens äußern.

Jack Wolfskin mit Sitz im hessischen Idstein gilt als ein besonders wachstumsstarkes Unternehmen der boomenden Outdoorbranche. Im vergangenen Jahr konnten die Spezialisten für Sport- und Reisebekleidung ihren Umsatz um 21 Prozent auf 304 Millionen Euro steigern. Auch 2011 will das Unternehmen in ähnlichem Umfang wachsen. Besonders stark expandiert Jack Wolfskin derzeit in China, wo sich die Zahl der Geschäfte im vergangenen Jahr auf 151 mehr als verdoppelte. In Neu Wulmstorf bei Hamburg soll zudem das europäische Zentrallager aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung weiter ausgebaut werden.

Für den Hamburger Otto-Konzern wäre eine Übernahme von Jack Wolfskin vor allem deshalb interessant, weil sich die Hanseaten auf diese Weise einen großen Anteil am Outdoorgeschäft sichern könnten. Über die Tochtergesellschaft Sport Scheck mischt die Gruppe zwar schon jetzt in diesem Bereich mit, ist aber noch ein relativ kleiner Wettbewerber. Der Kauf von Jack Wolfskin würde die Hamburger hingegen mit einem Schlag zum Marktführer im Handel mit Reisekleidung, Zelten und Schlafsäcken machen. Offiziell gibt es dazu von dem Handelskonzern allerdings keine Auskunft.

Auch der Hamburger Tchibo-Erbe Günter Herz hält sich in Sachen Jack Wolfskin lieber bedeckt. Der 70 Jahre alte Milliardär, der am frühen Morgen immer seine Villa an der Nobeladresse Bellevue verlässt und in einem Mercedes davonfährt, arbeitet am liebsten im Verborgenen. In seiner Firma Mayfair im Hamburger Hof am Jungfernstieg sind ein Dutzend Mitarbeiter beständig dabei, nach lukrativen Anlagemöglichkeiten für Herz' gewaltiges Vermögen zu fahnden. Etwa sechs Milliarden Euro sollen er und seine Schwester Daniela Herz-Schnoeckel zur Verfügung haben. Davon stammen vier Milliarden Euro aus einer Abfindungszahlung im Jahr 2002, als die Geschwister Michael, Wolfgang und der inzwischen verstorbene Joachim Herz die beiden Miteigentümer aus dem Familienkonzern Tchibo herauskauften.

Jack Wolfskin wäre durchaus nach dem Geschmack des Unternehmers. Besonders gern investiert der ehemalige Tchibo-Chef nämlich in Konzerne aus dem Handels- und Konsumgüterbereich. So erwarb er unter anderem 27 Prozent an dem Sportartikelhersteller Puma, die er im Jahr 2007 mit einem dreistelligen Millionengewinn wieder verkaufte. 575 Millionen investierte Herz zudem in den Schiffsklassifizierer Germanischer Lloyd (GL), den er damit vor der Zerschlagung rettete.

Letztlich könnte aber auch die US-amerikanische Markenholding VF Corp den Zuschlag für Jack Wolfskin erhalten. Zu dem Unternehmen gehört neben den Jeansmarken Lee und Wrangler auch die Outdoormarke The North Face, die Synergien mit dem deutschen Hersteller wären hier besonders hoch.

Möglich ist auch, dass das hessische Unternehmen erneut an einen Finanzinvestor weitergereicht wird. Dies hat mittlerweile schon eine gewisse Tradition in der 20-jährigen Firmengeschichte. Der Gründer Ulrich Dausien hatte seine Firma Anfang der 90er-Jahre an den amerikanischen Hersteller Johnson Outdoors veräußert. Dieser wiederum gab das Unternehmen mit der charakteristischen Tatze 2001 an die Private Equity Firma Bain Capital ab. Seit 2005 halten die Finanzinvestoren Barclays Private Equity und Quadriga Capital die Mehrheit. Im Sommer 2010 stellten sie Jack Wolfskin erstmals zum Verkauf. Wegen zu hoher Vorstellungen über den Kaufpreis fanden sich zunächst aber keine Interessenten.