Die Hamburger Modekette will in den nächsten Jahren den Umsatz verdoppeln. Der Aktienkurs steigt nach der Bilanzvorlage kräftig.

Hamburg. Im Showroom von Tom Tailor hat der Sommer bereits begonnen. Während vor der Zentrale der Modekette die Menschen noch dick eingepackt gegen die niedrigen Temperaturen ankämpfen, dominieren innen T-Shirts, kurzarmige Hemden und leichte Freizeitkleidung. Es ist die Kollektion für Juni, die jetzt in den Vorführräumen des Niendorfer Unternehmens zu sehen ist. "Die Nachfrage bei den Einkäufern ist gut", sagt Vorstandschef Dieter Holzer zufrieden.

Auch sonst kann sich der drahtige Manager über den aktuellen Geschäftsverlauf nicht beklagen. Im vergangenen Jahr stemmten die Hamburger nicht nur den Börsengang, sondern übertrafen auch die eigenen Prognosen. Der Umsatz stieg um fast 16 Prozent auf 347,7 Millionen Euro. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um sechs Prozent auf 40,1 Millionen Euro. Netto blieben immerhin noch 2,4 Millionen Euro in der Kasse, nach einem Minus von 5,6 Millionen im Jahr zuvor.

Vor allem die in Eigenregie geführten Läden sorgten dafür, dass Tom Tailor überdurchschnittlich von der wieder aufkeimenden Konsumfreude der Deutschen profitieren konnte. Das Ladennetz wurde auf 158 Geschäfte verdoppelt. Zudem kamen 333 neue Shop-in-Shops, also Verkaufsflächen in Warenhäusern hinzu. Die Mitarbeiterzahl stieg dementsprechend um fast 370 auf mehr als 1200.

Kein Wunder also, dass Vorstandschef Holzer das rentable Ladennetz auch in diesem Jahr um 60 bis 70 Geschäfte erweitern will. Auf diese Weise soll der Umsatz auf mehr als 400 Millionen Euro zulegen. Bis 2014 will der Chef die Erlöse gar auf 700 Millionen Euro verdoppelt haben. Der operative Gewinn soll trotz steigender Baumwollpreise und hoher Anlaufkosten für die neuen Geschäfte in diesem Jahr auf 48 bis 51 Millionen Euro klettern.

Über die Kernmärkte Deutschland, Österreich, Schweiz und die Beneluxstaaten hinaus will Holzer das Geschäftsfeld des Unternehmens nach Osteuropa und in die Türkei ausdehnen. Geprüft werde unter anderem ein Einstieg in Polen, sagte er. In der Türkei sei zudem die Gründung eines Joint Ventures denkbar.

Großes Wachstumspotenzial sieht der Vorstandschef in der Erweiterung des eigenen Markenportfolios. Unter der Marke Tom Tailor Casual bietet das Unternehmen bislang legere Mode für alle Altersgruppen an und hat daneben unter dem Label Denim eine zusätzliche Linie aufgelegt, die vor allem jüngere Menschen zwischen 15 und 25 Jahren ansprechen soll. Entsprechende Erweiterungen der Dachmarke seien auch künftig denkbar, so Holzer. Mit einem Anteil von knapp 40 Prozent ist Mode für Frauen zudem etwas unterrepräsentiert in den Kollektionen von Tom Tailor, weshalb der Chef hier ebenfalls gute Möglichkeiten sieht, um das Angebot auszubauen.

Schwierigkeiten bereitet Tom Tailor allerdings die Lage an den weltweiten Beschaffungsmärkten. Nicht nur die Baumwollpreise sind in den vergangenen Monaten drastisch in die Höhe geschnellt, auch die Transportkosten für Ware aus Fernost und die Löhne in Ländern wie China haben sich deutlich erhöht. "Um die Kosten im Griff zu behalten, beziehen wir nun weniger Ware aus China und mehr aus Indien, Vietnam und Kambodscha", sagt Vorstandsmitglied Christoph Rosa. Darüber hinaus habe Tom Tailor die eigene Wertschöpfungskette aber bereits weitgehend optimiert. Das Unternehmen habe nicht nur Produktion und Beschaffung, sondern auch die komplette Logistik an externe Dienstleister ausgelagert und erziele dadurch erhebliche Kostenvorteile. "Wir konzentrieren uns ausschließlich auf die Produktentwicklung und den Verkauf der Ware in den Geschäften."

Tom Tailor war Ende März vergangenen Jahres an die Börse gegangen und hatte dabei rund 143 Millionen Euro eingesammelt. Einen Großteil dieser Summe hat das Unternehmen zum Schuldenabbau verwendet, 20 Millionen Euro wurden aber auch für die Finanzierung der Expansion eingesetzt. Nach den Worten von Finanzvorstand Axel Rebien benötigt Tom Tailor bis 2014 keine zusätzlichen Mittel, um das weitere Wachstum finanzieren zu können. Im kommenden Jahr will das Unternehmen seinen Aktionären erstmals eine Dividende zahlen.

Mit der Kursentwicklung der Tom-Tailor-Aktie zeigte sich Rebien bedingt zufrieden. Vor allem die schwierige Situation an den Beschaffungsmärkten habe im Januar dieses Jahres den Kurs negativ beeinflusst. Gestern legten die Papiere angesichts der guten Zahlen allerdings um 3,7 Prozent auf 14,52 Euro zu.