Agenturchef Rolf Steil sagt Frühjahrsbelebung voraus. Viele freie Stellen vor allem im Dienstleistungssektor

Hamburg. Rolf Steil, Chef der Agentur für Arbeit in Hamburg, ist optimistisch: "In den kommenden Monaten wird die Arbeitslosigkeit in Hamburg auf unter 70 000 Personen sinken", sagt er. Noch sind 76 685 Hamburger ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote verharrt bei 8,3 Prozent. Gegenüber dem Januar 2011 hat sich die Zahl fast nicht verändert. Lediglich 117 Arbeitslose kamen hinzu. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Jobsuchenden um 8,3 Prozent zurückgegangen. Steil erwartet eine Fortsetzung dieses Trends, sobald es wieder wärmer wird.

"Die Konjunktur und eine steigende Zahl von offenen Stellen sprechen für diese Entwicklung", sagt der Agenturchef bei der Vorlage der Arbeitslosenzahlen für den Monat Februar. Bundesweit hat die Zahl der offenen Stellen bei der Agentur für Arbeit den höchsten Stand seit 2007 erreicht. Allein in Hamburg wurden von den Firmen im Februar mit rund 4500 knapp 40 Prozent mehr neu zu besetzende Arbeitsplätze gemeldet als im Januar. "Wenn es wieder wärmer wird, nimmt diese Entwicklung zu, denn dann wird sich der Tourismus in Hamburg beleben, der ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist", sagt Steil.

Insgesamt gibt es 13 710 unbesetzte sozialversicherungspflichtige Stellen in Hamburg; das sind rund elf Prozent mehr als im gleichen Vorjahresmonat. Die Firmen suchen vor allem Arbeitskräfte in der Logistik, der Gesundheitswirtschaft und im IT-Sektor.

Das Hauptproblem bei der Besetzung freier Stellen: Die Jobsuchenden können die Anforderungen der Firmen nicht erfüllen. "Es fehlt an den gesuchten Qualifikationen", sagt Steil. Deshalb liegt die Zahl der Arbeitssuchenden in Hamburg weiter bei knapp 137 000 Personen. Zu den offiziell registrierten Personen kommen bei dieser Zahl die Kurzarbeiter, Arbeitslose mit Ein-Euro-Jobs und Personen in Qualifizierungsmaßnahmen (siehe Tabelle). Steil kündigte an, dass die Zahl der Ein-Euro-Jobs bis zum Jahr 2012 auf 4000 reduziert werde. Der Hintergrund: Es steht weniger Geld für solche Beschäftigungsmaßnahmen zur Verfügung.

Bundesweit ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Januar um 33 000 auf 3,3 Millionen zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote erreichte 7,9 Prozent. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verweist auf die starke Dynamik der Zeit- und Leiharbeit. Hier sei fast jeder dritte neue Job entstanden. Experten rechnen mit weiter sinkenden Arbeitslosenzahlen. Gestützt wird der Aufschwung von der guten Konjunktur in ganz Europa, denn auch in den bisherigen Krisenländern zeichnet sich eine leichte Belebung ab. "Wir erwarten, dass die Arbeitslosenquote 2011 bundesweit auf unter sieben Prozent sinkt", sagt Ulrike Rondorf von der Commerzbank.