Hamburg. Die Containerschifffahrt hat die Wirtschaftskrise überwunden. Darauf deuten die jüngsten Unternehmenszahlen wie auch Experteneinschätzungen hin - und der Hamburger Hafen profitiert von diesem Aufschwung. Mit rund 7,9 Millionen TEU Containerumschlag im vergangenen Jahr liegt Hamburg zwar noch deutlich unter dem Rekordwert von fast zehn Millionen TEU im Jahr 2007. Allerdings ziehen die Wachstumsraten deutlich an: Nach Informationen des Abendblatts aus der Hafenwirtschaft stieg die Zahl der in Hamburg umgeschlagenen Container im Januar gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30 Prozent.

Professor Burkhard Lemper vom Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) bestätigt den Wachstumstrend: "Wir rechnen für dieses Jahr bei den Containerverkehren mit einem Wachstum von bis zu zehn Prozent und für dieses Jahrzehnt mit einem Durchschnitt von sieben Prozent", sagte Lemper dem Abendblatt. "Die Branche knüpft damit wieder an den langjährigen Trend aus der Zeit von vor der Weltwirtschaftskrise an."

Ein Nachfragewachstum von neun Prozent erwartet Ralf Bedranowsky, Chef der Schiffskreditsparte der Deutschen Bank, für das Containersegment in diesem Jahr. Allerdings schätzt er das Kapazitätswachstum auf neun bis zehn Prozent. Für die Charterraten in diesem Jahr sei er dennoch zuversichtlich, sagte Bedranowsky gestern.

Mit guten Zahlen bringt sich auch die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd in Position für den bevorstehenden Börsengang: Für das vergangenen Jahr weist das Unternehmen einen operativen Gewinn von 583 Millionen Euro aus, nachdem für 2009 noch ein Verlust von 603 Millionen Euro zu Buche gestanden hatte. "Das Ergebnis des Geschäftsjahres 2010 ist ein klarer Beleg für die Fähigkeit Hapag-Lloyds, von der positiven Industrieentwicklung zu profitieren", erklärte Firmenchef Michael Behrendt gestern. Durch den Gewinn erhöhte sich das Eigenkapital des zuletzt noch kriselnden Konzerns von 2,8 Milliarden Euro auf 3,4 Milliarden Euro, was einer Eigenkapitalquote von 52 Prozent entspreche. Um satte 39 Prozent kletterte der Umsatz von Hapag-Lloyd auf 6,2 Milliarden Euro. Dazu trug vor allem eine Verbesserung der Frachtraten um ein Viertel bei - im Vorjahr waren sie um 21 Prozent eingebrochen. Das Transportvolumen nahm laut Hapag-Lloyd um sieben Prozent auf knapp fünf Millionen TEU zu.

Damit stehen die Vorzeichen für die geplante Aktienplatzierung nicht schlecht. Voraussichtlich am 15. April oder kurz darauf soll ein Teil der Hapag-Lloyd-Anteilsscheine an die Börse gebracht werden. Wenn sich am Donnerstag der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns TUI trifft, dürften sich die Planungen dafür weiter konkretisieren. Dabei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den ersten milliardenschweren Börsengang in Deutschland seit mehr als drei Jahren: Nach Informationen des Abendblatts soll mindestens ein Drittel des Unternehmens an die Börse gebracht werden, Hapag-Lloyd wird derzeit mit rund 3,5 Milliarden Euro bewertet.

Auch die bedeutenden Konkurrenten der Hamburger Reederei haben die Krise hinter sich gelassen und verdienen nun wieder glänzend. So legte die weltgrößte Containerlinienreederei Maersk Ende vergangene Woche einen Rekordnettogewinn von 3,8 Milliarden Euro für 2010 vor. Zugleich kündigte das Unternehmen an, die bislang größten Containerschiffe mit einer Kapazität von jeweils 18 000 Containereinheiten (TEU) bauen zu lassen. Dies sei ein Signal für das Vertrauen in den stark wachsenden Welthandel.