Drei Rücktritte innerhalb weniger Wochen. Neue Wahlen Ende März

Hamburg. Ungewöhnliche Rücktrittswelle im Vorstand der Handwerkskammer Hamburg. Nach Informationen des Abendblatts besteht das Führungsgremium mittlerweile nur noch aus drei statt sechs Mitgliedern. Neben Michael Durst, der bereits Ende 2010 seinen Posten geräumt hat, haben in den vergangenen Tagen Thomas Sander und Gernot Grohnert das Gremium auf eigenen Wunsch verlassen.

Die Kammer spricht von "persönlichen Gründen", die zu dem Aderlass im Vorstand geführt hätten. Die Folge: Mit Präsident Josef Katzer sitzt nunmehr nur noch ein Vertreter der Arbeitgeberseite zwei Gesandten der Arbeitnehmer gegenüber. "Ich respektiere den Schritt von Herrn Sander und Herrn Grohnert. Ich weiß, es war für sie keine einfache Entscheidung. Ich danke beiden für die gute Zusammenarbeit", sagte Präsident Katzer auf Anfrage. Bei den Rücktritten sollen nach Abendblatt-Informationen vor allem private Gründe eine Rolle gespielt haben. Allerdings gibt es seit Längerem auch Unstimmigkeiten über den Kurs der Institution.

Bereits im vorigen Jahr hatte eine deutliche Erhöhung der Beiträge Unmut bei vielen Mitgliedern ausgelöst. Mit dem Geld wurde eine teure Imagekampagne finanziert, die alleine im vergangenen Jahr rund eine Million Euro gekostet hat. Über diesen für die Kammer hohen Betrag sei auch im Vorstand kontrovers debattiert worden. Zudem gab es offensichtlich Diskussionsbedarf über ein negatives Eigenkapital in Höhe von 1,5 Millionen Euro.

Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Frank Glücklich, bestätigte diese Summe am Freitag auf Anfrage des Abendblatts. Dieses negative Eigenkapital sei aber lediglich einer bilanztechnischen Umstellung geschuldet. Dabei ging es um Altersvorsorgeansprüche der Mitglieder. "Unser operatives Geschäft ist ausgeglichen. Wir haben kein Liquiditätsproblem", sagte Glücklich. Allerdings ließ das Minuszeichen sogar die Wirtschaftsbehörde als Aufsichtsorgan der Kammer hellhörig werden. Glücklich musste die Eigenkapitalproblematik dem Staatsrat in der Behörde nach eigenen Angaben Mitte 2010 näher erläutern. Danach habe es aber keinen Gesprächsbedarf mehr gegeben, so der Hauptgeschäftsführer.

Auf einer Vollversammlung am 29. März sollen nun die Nachfolger für die drei zurückgetretenen Vorstandsmitglieder gewählt werden. Nach Abendblatt-Informationen tut man sich allerdings schwer damit, geeignete Kandidaten zu finden. Die Handwerkskammer vertritt 15 000 kleine und mittelgroße Betriebe mit 129 000 Beschäftigten.