Hamburg. Der finanziell angeschlagene Hamburger Solarkonzern Conergy peilt 2011 erstmals seit fünf Jahren wieder einen Überschuss an. Er erwarte steigende Erlöse und strebe einen Nettogewinn an, sagte Finanzvorstand Sebastian Biedenkopf am Freitag auf der außerordentlichen Hauptversammlung in Hamburg. Zum Jahresauftakt verdarb allerdings der schneereiche Winter die Geschäfte des Solaranlagenherstellers. Der Vorstand hofft aber für das Frühjahr auf bessere Zeiten für die Branche. "Unsere Einschätzung zur operativen Sanierungsfähigkeit der Conergy stützen wir als Vorstand auch auf die grundsätzlich positiven Wachstumsaussichten im Solarmarkt."

Biedenkopf warb bei den Anteilseignern für Kapitalmaßnahmen, mit deren Hilfe sich der Konzern entschulden und wieder handlungsfähig machen will. Eine Verschuldung von höchstens 126 Millionen Euro eröffne Conergy die Möglichkeit, "strategische Optionen wie zum Beispiel Partnerschaften oder Joint Ventures wieder aktiv zu verfolgen, um zukünftige Umsatzchancen zu nutzen". Beschlossen wurde eine Herabsetzung des Grundkapitals auf rund 50 Millionen Euro von zuvor 400 Millionen Euro. Zugleich beschlossen die Aktionäre eine Kapitalerhöhung um bis zu 188 Millionen Euro.

Beide Vorschläge wurden von der Hauptversammlung mit großer Mehrheit angenommen. Dafür stimmten auch die größten Aktionärsgruppen, die Commerzbank (knapp 30 Prozent Anteil an Conergy) und Athos Service (14,95 Prozent).

Conergy hatte zum Jahresbeginn den Verlust der Hälfte des Grundkapitals angezeigt. Die nach monatelangen Verhandlungen im Dezember erzielte Einigung mit den Banken sah unter anderem eine Entschuldung einzelner Tochterfirmen, eine vereinfachte Kapitalherabsetzung im Verhältnis acht zu eins und eine anschließende Kapitalerhöhung vor. Die außerplanmäßigen Abschreibungen sorgten 2010 für einen Nettoverlust von 42 Millionen. Damit halbierte sich der Fehlbetrag gegenüber 2009. Der Branchenboom sorgte indes für ein Erlösplus von 50 Prozent auf 913,5 Millionen Euro. Die Entschuldung bedeutet die letzte Chance für das Unternehmen.

Nachdem bereits am 17. Dezember die Banken faktisch einen Kredit in Höhe von 323 Millionen Euro gekündigt hatten, hätte der Solarspezialist bereits Ende Dezember Insolvenz anmelden müssen. Jetzt tragen die Banken einen harten Sanierungskurs mit, der die Aktionäre teuer zu stehen kommt. Kernstück ist ein sogenannter Kapitalschnitt und damit das allerletzte Mittel, um eine Firma vor dem Aus zu retten. Bei Conergy soll er im Verhältnis acht zu eins durchgeführt werden. Das bedeutet, dass die Anzahl der Aktien so reduziert wird, dass ein Aktionär mit bisher acht Aktien künftig nur noch eine hat. Nach diesem Schritt will das Unternehmen 187,8 Millionen neue Aktien zum Stückpreis von 1,05 Euro ausgeben. Der jetzige Kurs liegt bei 38 Cent.

Wenn Conergy Teile der Aktien nicht verkaufen kann, kommen vier neue Anleger ins Spiel. Die Firmen York Capital, Sothic Capital, Barclays Private Equity und Värde haben offenbar Interesse, sich beim Solaranlagenbauer zu engagieren. Dies würde aber bedeuten, dass der Hamburger Konzern in die Hand von Hedgefonds fällt.