15,9 Millionen Euro Schadenersatz will der Arcandor-Insolvenzverwalter vom Ex-Konzernchef

Essen. Im Streit über die Pleite des Handelsriesen Arcandor beharken sich der ehemalige Konzernchef Thomas Middelhoff und Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg immer heftiger vor Gericht. Görg habe bereits einen Tag vor Weihnachten beim Landgericht Essen eine zweite Schadenersatzklage gegen Middelhoff, weitere fünf Ex-Vorstände und zwei frühere Aufsichtsratschefs über insgesamt rund 25 Millionen Euro eingereicht, bestätigte ein Sprecher Görgs einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel".

Der Insolvenzverwalter des ehemaligen Mutterkonzerns von Karstadt und Quelle wirft ihnen vor, weit überzogene Bonuszahlungen und Abfindungen kassiert oder bewilligt zu haben. 15,9 Millionen verlangt er laut "Spiegel" allein von Middelhoff, dem er zudem überhöhte Ausgaben etwa für Flugreisen oder Feiern vorwirft.

Am Freitag hatte Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller eine Strafanzeige wegen versuchten Prozessbetrugs gegen Görg angekündigt. Die Anzeige betrifft eine von Görg im vergangenen Sommer ebenfalls vor dem Landgericht Essen eingereichte Klage gegen Middelhoff und weitere frühere Führungskräfte. Dabei geht es um Schadenersatzforderungen von 175 Millionen Euro. Hintergrund: der angeblich überteuerte Verkauf von fünf Karstadt-Immobilien an den Oppenheim-Esch-Fonds des Kölner Bauunternehmers Josef Esch. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte im Oktober Wohn- und Geschäftsräume von Middelhoff durchsuchen lassen. Der Sprecher Görgs sagte, diese Klage werde am 13. April vor dem Landgericht erstmals verhandelt.

Middelhoffs Anwalt Hartmut Fromm erklärte, mit der Veröffentlichung "vermeintlicher Vorwürfe aus einer Klageschrift des Arcandor-Insolvenzverwalters" setze der "Spiegel" eine Kampagne gegen Middelhoff fort. Er behalte sich rechtliche Schritte vor. In "Bild am Sonntag" wies Fromm Görgs Vorwürfe zurück: "Der Langzeitbonus ist bereits 2005 vertraglich geregelt worden. Das gilt auch für die Abfindungsvereinbarung, die vom Ständigen Ausschuss des Aufsichtsrats ordnungsgemäß beschlossen wurde." Die Nutzung des Charterjets sei ebenfalls vertraglich vereinbart gewesen.

Görg hatte Karstadt durch die Insolvenz geführt und die Warenhauskette schließlich beim Investor Nicolas Berggruen untergebracht. Dafür erhielt der Insolvenzverwalter mehr als 30 Millionen Euro.