Wirtschaftsminister Brüderle macht sich für nationales Gleichgewicht bei der Airbus-Mutter stark

Hamburg. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will eine deutsche Beteiligung an dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS aufrechterhalten. "Die Flugzeugindustrie, Verteidigung und Weltraumforschung sind wichtige Sektoren, in denen bisher kaum Wettbewerb herrscht. Deutschland sollte hier beteiligt bleiben", sagte Brüderle dem Abendblatt.

In welcher Form die Anteile an EADS übernommen werden, sei jedoch noch nicht entschieden. "In den anstehenden Gesprächen werden verschiedene Varianten erörtert. Grundsätzlich strebe ich keine Staatsbeteiligung an."

Der Stuttgarter Konzern Daimler will sich von der Hälfte seines 15-Prozent-Anteils an EADS trennen. Die Aktien haben aktuell einen Marktwert von 2,7 Milliarden Euro. Der Autobauer hatte der Bundesregierung angeboten, 7,5 Prozent der Anteile zu übernehmen. Wie Daimler ist auch der französische Staat derzeit mit 15 Prozent an der Airbus-Mutter EADS beteiligt.

Die Bundeskanzlerin wird am Mittwoch über das Problem beraten

"Das deutsch-französische Gleichgewicht spielt bei EADS traditionell eine große Rolle. Das ergibt sich aus den industriepolitischen Interessen beider Seiten, zum Beispiel, wenn es um Arbeitsplätze und die Entwicklung von Zukunftstechnologien geht", sagte Brüderle dem Abendblatt weiter. "Noch ist es verfrüht, Strukturen festzulegen", so Brüderle. "Wichtig ist, dass am Schluss eine gute Lösung steht, die den Wettbewerb nicht verzerrt und deutschen Interessen entspricht. Daran arbeitet die Bundesregierung."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich am Mittwoch in einer Sitzung mit mehreren Ministern mit dem Thema befassen. Dabei ist die Bundesregierung einem "Spiegel"-Bericht zufolge bemüht, den geplanten Teilausstieg von Daimler aus dem EADS-Konzern noch zu verhindern. Die Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) prüfe, wie sie den Automobilkonzern bewegen könne, seine EADS-Anteile doch zu halten. Dabei verweist das Blatt auf Forderungen von Daimler-Chef Dieter Zetsche nach einem Förderprogramm, um den Verkauf von Elektroautos anzukurbeln. Dem "Spiegel" zufolge wird nun über eine staatliche Verkaufsprämie nachgedacht, wenn Daimler im Gegenzug auf seine Verkaufspläne verzichte. Der Autobauer wollte sich nicht zu dem Bericht äußern.