Energieversorger investiert rund 380 Millionen Euro im Norden

Hamburg. Nach der Kündigung von Konzessionsverträgen durch etliche Gemeinden in Schleswig-Holstein kann der Gas- und Stromversorger E.on Hanse jetzt wieder Erfolge melden. Seit das Unternehmen im vergangenen Herbst den Gemeinden in dem norddeutschen Bundesland angeboten hatte, sich an den Strom- oder Gasnetzen zu beteiligen, haben bereits mehre Dutzend Kommunen dieses Angebot angenommen, sagte Udo Bottländer, Personalvorstand von E.on Hanse und Geschäftsführer der Hamburger Netzgesellschaft des Unternehmens. Der Vorteil für den Versorger liegt auf der Hand. Die Gefahr, dass die jeweilige Gemeinde den Netzbetrieb bei einer anfallenden Konzessionsvergabe an einen Konkurrenten von E.on Hanse vergibt, ist mit dem Beteiligungsmodell für die öffentliche Hand gebannt. Zudem kann sich das Unternehmen damit ein flächendeckendes Netz erhalten, ohne Lücken, die von anderen Anbietern besetzt sind. "Auf diese Weise kann ein wirtschaftlich und effizienter Netzbetrieb erhalten werden", so Bottländer.

Alle Kommunen in dem Bundesland, deren Netz bislang von E.on Hanse gemanagt wurde, können sich beteiligen. Allerdings dürfen sie zusammengenommen nur auf einen Anteil von 49,9 Prozent kommen, womit E.on Hanse weiterhin die Mehrheit behält. Die Gemeinden lassen sich das Engagement, mit dem sie sich den Einfluss auf die Netze sichern, einiges kosten. Je nach Anzahl der Einwohner kann der Kaufpreis für die Beteiligung unterschiedlich hoch sein. Die Mindesteinlage liegt bei 53 000 Euro. Im Gegenzug werden die Kommunen am Gewinn beteiligt, den das Netz abwirft, und sie sind im Aufsichtsrat des Unternehmens vertreten. Insgesamt investiert E.on Hanse bis 2014 rund 320 Millionen Euro in Schleswig-Holstein. Allein 100 Millionen davon entstehen, weil immer mehr erneuerbare Energien wie Windstrom eingespeist werden. Rund 50 bis 60 Millionen Euro werden zudem ins Hamburger Gasnetz investiert.

Um noch mehr Privatkunden für sich zu gewinnen, geht das Unternehmen zudem neue Wege. In Bargteheide soll demnächst erstmals ein kleines Blockheizkraftwerk für Privathaushalte getestet werden. Es wird mit Gas gespeist und soll neben Wärme auch Strom erzeugen. Damit würde E.on Hanse mit dem Anbieter LichtBlick in Konkurrenz treten, der zusammen mit dem Volkswagen-Konzern bereits Mini-Kraftwerke installiert.

Zudem wird der Vertrieb ausgebaut. Nachdem das Unternehmen in Altona, Harburg, Schwarzenbek und weiteren Regionen in Schleswig-Holstein Servicecenter eröffnet hat, würden jetzt bei Partnerbetrieben wie etwa Elektrofirmen auf Fehmarn, Melldorf und in anderen kleineren Gemeinden Beratungsstellen eingerichtet.

Der Prozess wegen der vergangenen Gaspreispolitik von E.on Hanse zieht sich weiter hin. Das Oberlandesgericht Hamburg hat einen weiteren Sachverständigen hinzugezogen. Der Kläger-Rechtsanwalt Joachim Bluhm fürchtet jetzt, dass sich der Prozess nun über zwei weitere Jahre hinziehen wird.